SSRQ ZH NF I/1/3 191-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die
Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich.
Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner
Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 191-1
Lizenz: CC BY-NC-SA
Revidierter Eid und Ordnung der Stadt Zürich für die Landvögte
1553 Juli 3.
Stückbeschreibung
- Signatur: StAZH A 94.1, Nr. 21
- Originaldatierung: 1553 Juli 3 Überlieferung: Aufzeichnung (Doppelblatt)
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 22.0 × 32.5
- Sprache: Deutsch
Weitere Überlieferungen
- Signatur: StAZH F II a 176, S. 109-113
- Originaldatierung: 1555 Überlieferung: Abschrift (Grundtext)
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 21.0 × 31.5
- Sprache: Deutsch
Kommentar
Der Zürcher RatOrganisation: führte während der ersten Hälfte der 1550er Jahre eine Reform der Rechnungslegung in der Vogteiverwaltung durch. Daraus resultierte eine ausführliche Zusammenstellung der untereinander sehr verschiedenen Einkommensstrukturen der Vögte in den Landvogteien (StAZH A 94.1, Nr. 18). Im Zuge dieser Reform entstand die vorliegende Aufzeichnung, wobei es sich um eine überarbeitete Fassung des bereits existierenden Eids für die Landvögte handelt (SSRQ ZH NF I/1/3 91-1). In leicht erweiterter Form wurde der Eid zudem in das Kopialbuch mit Rechten und Freiheiten der Herrschaft GreifenseeOrt: übertragen (StAZH F II a 176, S. 109-113).
Gegenüber der ursprünglichen Version wurden die Anweisungen zur Rechnungslegung um einen Hinweis auf die alljährliche Verlesung der Vogteirechnungen erweitert. Dieselbe Formulierung findet sich auch in einer ungefähr zeitgleich entstandenen Einzelausfertigung desselben Eides für den Landvogt von GrüningenOrt: (StAZH A 43.2, Nr. 85). Im Eid für GrüningenOrt: wird jedoch zusätzlich das Gremium der RechenherrenOrganisation: erwähnt, das bei der Amtsübergabe zwischen altem und neuem Landvogt eine Kontrollfunktion ausübte. Diese Bestimmung wurde anfangs des 17. Jahrhunderts in den allgemeinen Eid für die Landvögte übernommen (StAZH B III 4, fol. 70v-73r) und findet sich auch im Eid des Landvogts von GreifenseeOrt: aus dem 18. Jahrhundert (SSRQ ZH NF II/3 103-1). Darin zeigt sich die gestiegene Bedeutung der RechenherrenOrganisation: für die Vogteiverwaltung seit der Reformation.
Der vorliegende Eid enthält erstmals auch eine (nachträglich eingefügte) Bestimmung betreffend Stellung eines Bürgen durch den Landvogt. Diese ist von derselben Hand wie der Haupttext und wurde wohl relativ zeitnah ergänzt. Unverändert gegenüber der ursprünglichen Version des Eides sind schliesslich die Beträge, welche den Vögten für Spesen und Nutzungen abzurechnen erlaubt war. In den 1530er Jahren war ohne Ergebnis über ihre Erhöhung angesichts der Teuerung verhandelt worden (StAZH A 94.1, Nr. 6).
Zu Einkommensstruktur und Rechnungslegung der Landvögte vgl. Dütsch 1994, S. 50-65.
Editionstext
Eidt unnd ordnung, so die usseren
voͤgt schweren soͤllen, wie der ernüwert
unnd verbessert
schloß daselbs (ist er vogt zu EglisowOrt: , das schloß unnd
die statt daselbs, ist GruͤningenOrt: , GryffenseeOrt: unnd
AnndelfingenOrt: , die hüser daselbs, ist er vogt zuͦ RegenspergOrt: , das schloß daselbs, ist er vogt zu KnonowOrt: , das
huß daselbs, ist er vogt zu LouffenOrt: , das schloß daselbs,
unnd ist er vogt zu WaͤdischwylOrt: , das huß daselbs) gethruͤwlich
zu der statt ZürichOrt: hannden inntzehaben, zubesorgen und
zuͦversehen, der graffschafft, herrschafft oder vogty
ir rechtung unnd fryheit zubehalten, als veer er mag, siner
vogty unnd verwaltung zinß, zehennden, buͦssen, faͤl, glaͤß,
dessglichen dye verthaͤdigeten unnd verrechtvertigeten bussen
sampt allen anndern nutzungen alle jarWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr geflissenlich unnd
unvertzogennlich intzeziehen unnd zuͦverrechnen, ouch ime selbs
keinerlei frücht darvon zelyhen noch zekouffen zegeben, one vorwüssen unnd bewilligen miner herren, sonnder die frucht
jedes jarsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr dem kornmeister zeüberanttworten, item keine buͦssen,
weder an die zerung noch sunst inn annder weg zuͦverstossenn
ald zuͦverwennden, sonnder, wie obstadt, ordenlich inschryben
unnd verrechnen. Ob auch einem vogt jemer bevolhen wurde,
die frücht zuͦverkouffen, solle er doch das gellt inn dem jar, darinn
er sy verkoufft, ouch verrechnen, unnd lennger nit anstan lassen.
Unnd über das alles ein glicher gemeiner richter zesin, dem
armen als dem rychen und dem rychen wie dem armen,
niemant zuͦlieb noch zuͦleid unnd darumb kein miet zuͦnemmen.
Ouch vom schloß oder huß über dryg nechtZeitspanne: 3 Tage nit ußzuͦsind, one
sonnder urloub eines burgermeister. Unnd also inn sollichem
allem siner vogtyg unnd gemeiner statt nutz zefürdern unnd
schaden zewennden, nach sinem besten vermoͤgen, a–on alle geverdAuslassung in StAZH F a 176, S. 110–a.
b–Es soll ouch dhein vogt an gan noch ufftzuchen, er habe dann zuͦvor deßhalb einem
ersamen rathOrganisation: sine tröster dargestellt unnd gegeben. Unnd so ein tröster abgat,
soll derselb vogt inn viertzehen tagenZeitspanne: 14 Tage den nechsten, darnach einen annderen
troster an deß abgangnen statt für rathOrganisation: stellen, wie obstat, c–by sinem eiydtTextvariante in StAZH F a 176, S. 109-113: on alle geverdt–c.Hinzufügung unterhalb der Zeile mit anderer Tinte–b
So ist diß der voͤgten ordnung
Damit die ussern voͤgt wuͤssind, was inen für mal, schwynung
unnd die ritt inn die statt gegeben werden, ouch wie sy sich
sonnst inn annderweg halten sollind, so ist deßhalb geordnet
unnd gesetzt:
der usseren voͤgten zert, da wellendt wir dem vogt
geben lassen für ein mal dryg schillingWährung: 3 Schillinge .
die schlaffthruͤnckhe für niemands annders dann fuͤr die
herren unnd ire knecht, auch für die voͤgt, weibel und botten,
als sy inn unnserm diennst sind gwesenn.
Wenn aber ein vogt, es were mit unnseren gesanndten
ald die inn unnserem diennst arbeitend, vil
uͤberfals unnd costens hette, das die rechenherrenOrganisation:
gedenncken moͤchten, er schadens halb were, sollennd
die gwalt haben, demselben für solliche kleinfuͤge der malen nach gestalt der sachen unnd zyten
ettwas hilff unnd besserung zethund unnd zegeben.
Dargegen unnsere rathsOrganisation: potten mit den letzinen
dhein unmaß thryben, sonnder zimlich faren söllen.
Unnd so ettwa eerenlüth usserthalb unnser oberkeit
gesessen, es weren prelaten oder von unnseren
eytgnossenOrganisation: , ungevarlicher wyß zuͦ unnsern vögten
kemen, denselben froͤmden sollend die
vogt von unnsertwegen eer bewysen den costen
nebent der rechnung vor den rechenherrenOrganisation: anzeigen, die auch gwalt haben sollen, dem vogt
darfür ein zimlichen abtrag zethund.f
So wellendt wir einem vogt schwynung geben lassen, von zwentzig
stugkinenUngefähres Mass/Gewicht: 20 Stuck ein stuckhUngefähres Mass/Gewicht: 1 Stuck und nit mer, die er dann gwert hatt.Textvariante in StAZH F a 176, S. 112:
Und ob yemandts dem vogt brechte huͤner, eiger oder
annders, das dem vogt zugehört, gitt er
demselben essen, thruͤnken oder annders, deß soll er
unns nützit verrechnen.–g
Deßglichen wellent wir einem vogt von einem ritt
inn die statt geben ein pfundWährung: 1 Pfund , wenn er inn die statt
kompt, das wir inn habent beschriben oder sunst
unnser nottwennde. Kompt er aber sunst inn sinen
oder annderer luͤthen sachen, so gitt man im nützit.Textvariante in StAZH F a 176, S. 112:
Schwynung unnd verfuͤllen:
So wellennd wir einem vogt schwynung geben lassen
von fruͤchten, von zwentzig stuckinenUngefähres Mass/Gewicht: 20 Stuck einUngefähres Mass/Gewicht: 1 Stuck stuckh und
nit mer, die er dann gewertt hatt unnd vom win
dhein schwynung, was er aber inn unnsern wyn
verfuͤlt, den soll er unns verrechnen und nitt
wyter.–h
Unnd ob yemands dem vogt brechte huͤner, eyer oder
annders, das dem vogt zuͦgehoͤrt, gitt er
demselben essenn, trincken oder annders, dess
soll er unns nützit verrechnen. Textvariante in StAZH F a 176, S. 112:
Ritt:
Dessglichen wellent wir einem vogt von einem
ritt inn die statt geben ein pfundWährung: 1 Pfund . Wenn er inn
die statt kompt, das wir inn habend, das wir inn habend beschriben
oder sunst unnser notwennde, kompt er aber
sust inn sinem oder annderer lüthen sachen, so
git man im nu̍tzit.–i
Zelgenj
Und umb merer glichheit willenn, damit einem wie
dem anndern beschehe, so ist geordnet unnd
angesehen, das hin für ein jeder abgaander vogt
die kornn zelg ald guͦter, so von rechter gewonnheits
wegen dem jarganng nach zebuwen sind, wol seygen
unnd nutzen moͤge, aber die, so inn brach liggend,
dessglichen die hannffpundten unnd haber zelg, soll er
unbeworben unnd uff sin nachkomen wartten lassen,
darzuͦ auch kein wisen uffbrechen, sonnder, ob er zuͦ der
gewonnlichen korntzelg desselben jars nützit zebuͦwen hette,
abthretten unnd wyters dheinerlei seygen.
Betzalungk
Sodenne, als ein mißbruch ingerissen was, ob glich wol
die vogt ettwas bi iren gegebnen rechnungen schuldig
pliben, das unns nütdestminder vorgelesen ist,
solliche schuld bar bezalt sin, das aber umb der
warheit willenn nit sin soll. Deßhalb haben wir
sollichen mißbruch abgestelt unnd wellend dess fürer
ouch nit mer gestatten, sonder syTextvariante in StAZH F a 176, S. 113: sol sollend die
herren seckelmeister jedes jarsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr, wenn man der vögten
rechnungen lißt,1 uff antziehen eines herren
[S. 4]Seitenumbruchburgermeisters antzeigen, wievil jeder vogt noch inn
der statt seckel schuldig syge unnd gelten solle. Actum
am 3ten juliiTextvariante in StAZH F a 176, S. 109-113: höw monatsm anno etcAbkürzung liijoOriginaldatierung: 3.7.1553, pntpresentibus herr burgermeister
HabPerson: unnd beid rethOrganisation: .
Erneuwerter eid und ordnungen für die außeren vögt, 1553Datum: 1553.
Anmerkungen
- Auslassung in StAZH F a 176, S. 110.↩
- Hinzufügung unterhalb der Zeile mit anderer Tinte.↩
- Textvariante in StAZH F a 176, S. 109-113: on alle geverdt.↩
- Textvariante in StAZH F a 176, S. 110: Von malen.↩
- Streichung: s.↩
- Textvariante in StAZH F a 176, S. 111:
Wenn aber ein vogt, es were mit unnseren gesanndten
ald die inn unnserem diennst arbeitend, vil
uͤberfals unnd costens hette, das die rechenherrenOrganisation:
gedenncken moͤchten, er schadens halb were, sollennd
die gwalt haben, demselben für solliche kleinfuͤge der malen nach gestalt der sachen unnd zyten
ettwas hilff unnd besserung zethund unnd zegeben.
Dargegen unnsere rathsOrganisation: potten mit den letzinen
dhein unmaß thryben, sonnder zimlich faren söllen.
Unnd so ettwa eerenlüth usserthalb unnser oberkeit
gesessen, es weren prelaten oder von unnseren
eytgnossenOrganisation: , ungevarlicher wyß zuͦ unnsern vögten
kemen, denselben froͤmden sollend die
vogt von unnsertwegen eer bewysen den costen
nebent der rechnung vor den rechenherrenOrganisation: anzeigen, die auch gwalt haben sollen, dem vogt
darfür ein zimlichen abtrag zethund.↩ - Textvariante in StAZH F a 176, S. 112:
Und ob yemandts dem vogt brechte huͤner, eiger oder
annders, das dem vogt zugehört, gitt er
demselben essen, thruͤnken oder annders, deß soll er
unns nützit verrechnen.↩ - Textvariante in StAZH F a 176, S. 112:
Schwynung unnd verfuͤllen:
So wellennd wir einem vogt schwynung geben lassen
von fruͤchten, von zwentzig stuckinenUngefähres Mass/Gewicht: 20 Stuck einUngefähres Mass/Gewicht: 1 Stuck stuckh und
nit mer, die er dann gewertt hatt unnd vom win
dhein schwynung, was er aber inn unnsern wyn
verfuͤlt, den soll er unns verrechnen und nitt
wyter.↩ - Textvariante in StAZH F a 176, S. 112:
Ritt:
Dessglichen wellent wir einem vogt von einem
ritt inn die statt geben ein pfundWährung: 1 Pfund . Wenn er inn
die statt kompt, das wir inn habend, das wir inn habend beschriben
oder sunst unnser notwennde, kompt er aber
sust inn sinem oder annderer lüthen sachen, so
git man im nu̍tzit.↩ - Textvariante in StAZH F a 176, S. 112:
Zelgen.↩ - Textvariante in StAZH F a 176, S. 113:
Betzalung.↩ - Textvariante in StAZH F a 176, S. 113: so.↩
- Textvariante in StAZH F a 176, S. 109-113: höw monats.↩
- Stichtag war jeweils die Alte FasnachtDatum: beweglicher Feiertag, vgl. den Eid für den Landvogt von GrüningenOrt: (StAZH A 43.2, Nr. 85) sowie Hüssy 1946a, S. 131.↩
Regest