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SSRQ ZH NF I/1/3 102-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), da Michael Schaffner

Citazione: SSRQ ZH NF I/1/3 102-1

Licenza: CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich für die Besetzung der städtischen Ämter sowie der Landvogteien und der Obervogteien

1516.

Bürgermeister, Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich verfügen, dass die städtischen Ämter jeweils auf Weihnachten, die Landvogteien hingegen auf den 24. Juni besetzt werden sollen. Für die Wahl der Landvögte von Kyburg, Eglisau, Grüningen, Greifensee, Andelfingen, Regensberg und im Knonaueramt werden folgende Bedingungen erlassen: Wählbar sind Mitglieder des Grossen und des Kleinen Rates; gewählte Landvögte haben während der Amtsdauer ihre Mitgliedschaft im Kleinen Rat aufzugeben, sie bleiben jedoch Mitglieder des Grossen Rates; Landvögte werden für die Dauer von drei Jahren gewählt, ihre Amtszeit kann danach jährlich verlängert werden, jedoch jeweils erst nach erfolgter Prüfung der Jahresrechnung; jeder Landvogt hat gegenüber dem Kleinen Rat zwei Bürgen zu stellen. Als Vögte der gemeinen Herrschaften sowie für die Hauptmannschaft von St. Gallen sind nur Mitglieder des Kleinen Rates zugelassen, dasselbe gilt für die Obervogteien. Städtische Amtleute haben die Ordnungen ihres jeweiligen Amtes zu beschwören.

  • Collocazione: StAZH B III 2, S. 359-360
  • Data di origine: 1516 (Datierung aufgrund der Schreiberhand)
  • Tradizione: Eintrag
  • Supporto alla scrittura: Papier
  • Formato l × a (cm): 24.0 × 33.0
  • Lingua: tedesco
  • Scriba: Joachim vom Grüth, Unterschreiber der Stadt Zürich

Die vorliegende Ordnung befasst sich hauptsächlich mit der Besetzung der Landvogteien, während die Bestimmungen betreffend die städtischen Ämter und die Obervogteien knapp gehalten sind. Sie sind an anderer Stelle ausführlicher geregelt (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 92; StAZH B III 6, fol. 66r-84v). Unterschreiber Joachim vom GrüthPersona: übertrug die Ordnung zusammen mit weiteren Bestimmungen vermutlich aus dem von ihm erstellten Entwurf für das Satzungsbuch der Stadt Zürich (StAZH A 43.1.5, Nr. 2), vgl. Weibel 1988, S. 131. Im Satzungsbuch selbst ist ebenfalls eine Fassung der Ordnung vorhanden, die sich jedoch gänzlich auf die Besetzung der Landvogteien beschränkt (StAZH B III 6, fol. 86r-v). Für das sogenannte «Schwarze Buch» wurde die Ordnung durch Stadtschreiber Werner BeyelPersona: noch einmal überarbeitet und erweitert, wobei insbesondere auch die Besetzung der seit der Reformation geschaffenen Klosteramtsstellen geregelt wurde (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 172).

Gemäss den Bestimmungen des Vierten Geschworenen Briefs wurden die Landvögte durch den Grossen RatOrganizzazione: gewählt (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 27). Zuvor hatte diesbezüglich eine uneinheitliche Praxis geherrscht (Dütsch 1994, S. 20). Erstmals wurden mit der vorliegenden Ordnung die Bedingungen für das passive Wahlrecht der Landvögte einheitlich geregelt. Bereits 1515 war deren Amtszeit auf drei Jahre, mit der jährlichen Option auf Verlängerung, eingeschränkt worden (StAZH B II 58, S. 3). Während des ersten Drittels des 16. Jahrhunderts wurde diese Verlängerung in den allermeisten Fällen gewährt. In diesem Zeitraum hatten mehrere Landvögte ihre Stelle über zehn Jahre inne (Dütsch 1994, S. 22). Die vorliegende Verordnung geht insofern über den Beschluss von 1515 hinaus, als die jährliche Verlängerung vom erfolgreichen Ablegen der Jahresrechnung abhängig gemacht wird. Die Ordnung im «Schwarzen Buch» schränkte die Amtszeit schliesslich fix auf sechs Jahre ein (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 172).

In demselben Zeiraum wie die vorliegende Ordnung wurden zudem der Eid und die Amtspflichten der Landvögte näher geregelt, vgl. SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 91

Testo editionale

a
Wie man der statt eͣmpter ze wienechtenData: 25. dicembre (festività religiose)1,
deßglich die vogtyen und empter ze sant
JohansPersona: tag im summer
Data: 24. giugno (festività religiose)
jerlichDurata ripetuta: 1 anno sol verlihen


Wir der burgermeister, rat und der großratOrganizzazione: ordnent, setzent und woͤllent, das allweg zuͦ wienechtenData: 25. dicembre (festività religiose) der statt eͣmpter, so man als dann
bißhar hat besetzt, soͤllint besetzt werden, mit lu̍ten, so darzuͦ togenlich und unser statt nutz und fuͦg sind. Deßglich allweg
zuͦ sant JohansPersona: tag im summerData: 24. giugno all vogtyen und die aͤmpter, so
man alßdann bißhar ouch besetzt hat, die statt har verlihen, besetzen und entsetzen, wie uns bedunckt unser statt und dem land
am nutzlichisten, erlichisten und loblichisten sin. Und doch
mit der lu̍trung als hernach volgt.
Namlich so soͤllent
unser vogtyen zuͦ KyburgLuogo: , EglisowLuogo: , GruͤningenLuogo: , GryfenseLuogo: , AndelfingenLuogo: , RegenspergLuogo: und in dem Fryen AmptLuogo: zuͦ KnonowLuogo: und MaschwandenLuogo: besetzt werden mit lu̍ten, die da sind von den nu̍wen
und alten reͣtenOrganizzazione: oder den burgern, dem großen ratOrganizzazione: . Und woͤlichem
des nu̍wen regierenden und geschwornen ratsOrganizzazione: ein vogty wirt
gelichen, der sol nit me des nu̍wen ratsOrganizzazione: weßen, sonder ein anderer
unverzogenlich an sin statt genomen werden, doch sol er der
burgerOrganizzazione: bliben an eins abgenden statt, umb das der regierent
ratOrganizzazione: sin zyl uß destbaß mu̍ge byeinander sin. Und soͤllent die
voͤgt bemellter vogtyen da ussen uff den vogtyen iren sitz haben
und daselbst hußhallten und zuͦ keynen andren sachen geschyben und gebrucht werden, umb das die vogtyen destbaß versehen
und inen gewartet werd.
Und sol allweg zuͦ dryen jarenPeriodo: 3 anni
derselben ussern voͤgten jar uß sin und einer urlob haben unnd
soͤllent inn die unnsern in solicher vogty, da er dann vogt wirt
oder ist geweßen, so er uff ald ab zu̍cht, mit siner hab vertigen.
Doch damit in soͤlichen vogtyen unser statt nutz destbaß gefu̍rdert
und die unnsern vor cost verhuͤt werdint, mag nu̍dt destminder
ein yeder abgender vogt, so wir nach ußgang der dryen jarenPeriodo: 3 anni
die vogtyen wider lichent, nebent andren darumb wyder bitten,
hat er uns dann vornaher uff soͤlicher vogty gedient, das uns
bedunckt, er sye gemeyner unser statt nutzlich, mu̍gent wir
inn wider nemen und so das jarPeriodo: 1 anno harumb kumpt, sol man ein
frag umb inn haben. Und so er aber wirt genomen, sol man
dannenthin jerlichDurata ripetuta: 1 anno allweg, wenn er zur wal kompt, umb
inn ein frag haben, doch soͤllent die rechnungen eines yeden [p. 360]Interruzione di pagina
vogts vorhin geleßen werden.
Und was vogtygen wir mit andren
eidgnoßenOrganizzazione: habent zuͦbesetzen, deßglich die hoptmanschafft zuͦ
Sant GallenLuogo: , die soͤllent wir besetzen uß unserm kleinen ratOrganizzazione: , es
sye uß dem nu̍wen oder alten.
Und woͤlicher also von uns
uff die obbemellten unser ussern vogtyen anfangs wirt genomen
und erwellt, der sol nit uffziehen, er habe dann uns darumb
trostung geben mit zweyenQuantità: 2 ingeseßnen burgern und dieselben
troͤster fu̍r unsern kleinen ratOrganizzazione: stellen, ob sy soͤlicher trostung gnuͦg
beduncke und unserm kleinen ratOrganizzazione: versprechint, troͤster zesind, umb
alles das, so sich sinthalb von soͤlicher vogty wegen ufflouft. Ouch
den gewonlichen eid schwerren und woͤlicher einost vertroͤst und
schwert, der bedarff es nit me thuͦn, diewyl er uff soͤlicher vogty
blibt und wir im die lassent, es were dann, das ein troͤster mit
tod abgieng oder darzuͦ sust unnu̍tz wurde, da sol er an desselben
statt unverzogenlich einen andren in obgeschribner gstallt fu̍r
unser reͣtOrganizzazione: stellen und geben, by sinem eid. Und darzuͦ, wenn ein
vogt den eid der vogty halb wil thuͦn, sol er schwerren vor den
reͣtenOrganizzazione: .
Woͤliche ouch zuͦ der statt amptlu̍t genomen werdent,
die soͤllent von soͤlicher eͣmpter wegen schwerren und darzuͦ die
ordnungen hallten, wie das von yedem in sonderheit gesetzt ist.
Was ouch soͤlicher eͣmpter nu̍wen oder alten reͣtenOrganizzazione: bevolhent
wirt, darumb soͤllent sy schwerren als ander, die deß nit sind.

Aber die vogtyen, die wir besetzent und bißhar besetzt habennt,
mit voͤgten in der statt, die mit irem sitz deßhalb nit muͤssent
hinuß ziehen, soͤllent und woͤllent wir besetzen, jerlichDurata ripetuta: 1 anno allein
mit unnsern nu̍wen oder alten reͣtenOrganizzazione: und keinem des großen
rats
Organizzazione:
. Und doch allso woͤlicher derselben b–es syge des
richsOrganizzazione: oder
anderer
Aggiunta sul margine sinistro con un carattere di inserimento
–b vogtyen eine eins jarsPeriodo: 1 anno
hat gehept, das im des anndren jarPeriodo: 1 anno keine sol gelihen werden,
aber an dem dritten jarPeriodo: 1 anno mag er es wol wider weßen, ob wir
im eine lihent.

Annotatione

  1. Aggiunta sul bordo superiore da una mano del secolo XVI: Heb an uff eym besunderen blatt.
  2. Aggiunta sul margine sinistro con un carattere di inserimento.
  1. Verschiedene städtische Ämter wurden jeweils auf Weihnachten neu besetzt, vgl. StAZH B III 6, fol. 66r-84v. Entgegen der bei Dütsch 1994, S. 21 geäusserten Vermutung sind damit nicht zwingend die Klosteramtleute gemeint, was eine Datierung der vorliegenden Aufzeichnung nach der Reformation rechtfertigen würde, insbesondere da die Hand des Unterschreibers Joachim vom GrüthPersona: für einen früheren Entstehungszeitraum spricht. In einer späteren Fassung der Ordnung wurde zudem der Hinweis auf die Klosteramtleute explizit noch ergänzt (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 172).