SSRQ ZH NF II/11 2-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig
Citation: SSRQ ZH NF II/11 2-1
License: CC BY-NC-SA
Schiedsspruch im Konflikt zwischen dem Grossmünsterstift Zürich und Heinrich von Seen, Vogt von Höngg, über dortige
Vogteirechte
1318 August 2. Zürich
Metadata
- Shelfmark: StAZH C II 1, Nr. 196
- Date of origin: 1318 August 2 Transmission: Original (A 2)
- Condition: Verschiedene Flickstellen mit Textverlust
- Substrate: Pergament
- Format h × w (cm): 28.5 × 23.0 (Plica: 2.0 cm)
- 7 seals:
- (Namen der Siegler auf der Plica): 1. Ulrich WolfleibschPerson: , wax, oval, sealed on a parchment tag, damaged
- Hartmann von BaldeggPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, damaged
- Rudolf Mülner der JüngerePerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
- Johann WolfleibschPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
- Kraft von ToggenburgPerson: , wax, oval, sealed on a parchment tag, damaged
- Kapitel des StiftsPerson: , wax, oval, sealed on a parchment tag, damaged
- Heinrich von SeenPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, damaged
- Language: German
-
Edition
- UBZH, Bd. 9, Nr. 3564 (auf der Grundlage von StAAG U.38/0318)
Teiledition
- Stutz, Rechtsquellen, S. 2 (auf der Grundlage von StAAG U.38/0318)
Regest
- ChSG, Bd. 5, Nr. 3028
Additional Filiations
- Shelfmark: StAAG U.38/0318
- Date of origin: 1318 August 2 Transmission: Original (A 1)
- Substrate: Pergament
- Format h × w (cm): 28.0 × 23.5 (Plica: 2.5 cm)
- 7 seals:
- 1. Ulrich WolfleibschPerson: , wax, oval, sealed on a parchment tag, damaged
- Hartmann von BaldeggPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, damaged
- Rudolf Mülner der JüngerePerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
- Johann WolfleibschPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
- Kraft von ToggenburgPerson: , wax, oval, sealed on a parchment tag, damaged
- Kapitel des StiftsPerson: , wax, oval, sealed on a parchment tag, damaged
- Heinrich von SeenPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, damaged
- Language: German
- Shelfmark: StAZH G I 96, fol. 104v-105v
- Date of origin: 14. c. Transmission: Abschrift (Grundtext) (nach A 2)
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 31.5 × 41.0
- Language: German
- Shelfmark: StAZH F II a 458, fol. 114r-115r
- Date of origin: 1573 Transmission: Abschrift (Grundtext) (nach A 1)
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 21.0 × 33.0
- Language: German
Comments
Neben SchwamendingenPlace: bildete HönggPlace: die einzige Grundherrschaft des GrossmünstersPlace: , in der die Vogteigewalt habsburgischen Ministerialen oblag; diese Konstellation führte im Verlauf des 14. JahrhundertsDate: 1301 – 1400 zu mehreren Konflikten (Teuscher 2001, S. 328-329). Die genauen Umstände der Auseinandersetzung zwischen Heinrich von SeenPerson: , dem Inhaber des Meieramtes von Hof EnnetwisenPlace: , und den beiden Meiern des Stiftshofes lassen sich nicht näher beleuchten. Zum Abzug äussert sich die älteste Höngger Offnung (ZBZ Ms C 10a, fol. 131r-133v; Edition: Schwarz, Statutenbücher, S. 149-154) in lateinischer Sprache von 1338Date: 1338 sowie die gleich datierte, jedoch später ergänzte deutsche Fassung (StAZH G I 102, fol. 16v-22v; Edition: Stutz, Rechtsquellen, Nr. 1, zur Ergänzung vgl. weiter unten) dahingehend, dass Propst und Vogt die aus Höngg wegziehenden Leute weder nach Leib noch Gut zu fragen haben, ausser es liegen Delikte oder gerichtlich eingeforderte Schulden vor (StAZH G I 102, fol. 19v; Edition: Stutz, Rechtsquellen, Nr. 1, S. 14).
Dass zwei Personen mit dem Amt des Hofmeiers auf dem Meierhof des GrossmünstersOrganisation: betraut wurden, war in HönggPlace: selbst dann noch üblich, als ein Artikel in der deutschen Fassung der Stiftsoffnung von 1338Date: 1338 besagte, «das numment ein meyer sol sin des meyerhofs ze HoͤnggPlace: » (StAZH G I 102, fol. 21v; Edition: Stutz, Rechtsquellen, Nr. 1, S. 19-20); dieser Artikel stellt das Ergebnis eines zeitlich nicht näher zu bestimmenden Ratsurteils im Konflikt zwischen den Meiern von HönggPlace: und den dortigen Dorfleuten und Hubern dar. In einer gerichtlichen Auseinandersetzung des Jahres 1377Date: 1377 (SSRQ ZH NF II/11, Nr. 10) ist ebenfalls von zwei Meiern die Rede und auch die Belehnungsurkunden von 1392Date: 1392 (StAZH C II 1, Nr. 421 und StAZH C II 1, Nr. 422; Regesten: URStAZH, Bd. 3, Nr. 3655 und Nr. 3656) zeigen, dass die Verleihung des Stiftshofs an zwei Meier weiterhin vorkam (Ganz 1925, S. 74; weitere Nachweise bei Sibler 2001, S. 36-40; vgl. hierzu auch Stutz, Meiergerichtsurteile, S. 3). Erst ab 1521Date: 1521 setzte sich die Praxis durch, lediglich einen Hofmeier zu bestellen (Sibler 2001, S. 29).
Edition Text
Allen, die disen brief sehent alt hoͤrent lesen, kûnden wir meister Uͦlrich [Wo]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318alfleipschPerson: 1, chuster der chilchen ZûrichPlace: , her Hartman von BaldeggePerson: 2, her Ruͦdolf MûlnerPerson: 3, ritter, [un]Damage through hole, restored by analogybt her Johans WolfleipschPerson: , burger ZûrichPlace: ,
das ein krieg unt mishelli was zewischen dien erberen herren, dem [prob]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318cst4 [unt]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318d dem capitel der chilchen ZûrichPlace: einhalp unt hern Heinrich von SehenPerson: 5, ritter, voget ze HoͤnggePlace: , ander[tha]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318elp, umb freveli, so der probst
unt das capitel sprachen, das her Heinrich von SehenPerson: , vorgenant, inen unt irem gotzhûs hettenText variant in StAAG U.38/0318: hettef getan an meier JohansPerson: von HoͤnggePlace: , den er gevangen hatte unt geschadegot, unt umb den schaden, so [meier]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318g StephanPerson: von HoͤnggePlace: 6
von im het gehaben; unt umb das, so her Heinrich von SehenPerson: sprach, swas in siner vogei ze HoͤnggePlace: des ligenden guͦtes des gotzhûs ZûrichPlace: verkoͧft wurde âne sinen willen unt urloͧb7, das er da den tritten phenning8, als es verkoͧft wurdeText variant in StAAG U.38/0318: wurth, solte nemen. Unt das er sprach, das nieman [enke]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318iin mist us dem dorf ze HoͤnggePlace: enkeinem usgesessen9 ze choͧffen solte geben âne sinen willen u[nt]Damage through hole, restored by analogyj urlop. [D]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318kir krieg unt mishelli wart
an ûns gesetzet unt lobten beide teil bi ir trûwe stet ze haben, swas wir hier umb ûs retten. Dise sach
han wir an ûns genomen, ûs zerichten lieplich als schidelût, unt han b[ei]Damage through hole, restored by analogylder teil vorderCorrected: vorderungm unt antwûrt gehoͤrt. Unt mit guͦtem rât bedachtlich sprechen wir unt reden ûs als schi[de]Damage through hole, restored by analogynlût, das der vorgenant her Heinrich
von SehenPerson: lidig sol lan JohansPerson: , den vorgenanden meier, unt swaz er im hat verbûrget, das sol ab sin, unt das er
guͦt frûnt sol sin meiers StephansPerson: , des vorgenanden. Wir sprechen oͧch, das ab sol sin dû vorderunge des tritten phenninges der guͦtern, so in siner vogtei ze HoͤnggePlace: verkoͧft werdent, als vorgeschriben ist, unt das er dar an enkein recht het. Wir sprechen oͧch, das ze dien tegdingen ein probst von ZûrichPlace: alt sin fûrweser verbieten unt
verbannen mag ze dien tegdingen ze meienDate: May unt ze herbstDuration: fall, das nieman us der vogtei mist verkoͧffe; unt das ein voget alt sin fûrweser nach des probstes gebot mag oͧch verbieten ze dien tegdingen ze meienDate: May unt ze herbstDuration: fall,
das nieman us der vogtei ze HoͤnggePlace: mist verkoͧffe. Unt das der probst alt sin fûrweser den ban nicht deten, so
mag der voget den ban tuͦn, das nieman us der vogetei mist verkoͧffe. Unt swa das gebrochen wirt, da sprechen
wir unt erkennen ûns, das das ein freveni ist unt das man dem voget das besseren sol. Wir sprechen oͧch, swas schaden jewedernt in dem krieg gehaben ist, das der ab sol sin. Wir sprechen [oͧch]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318o, das her Heinrich von SehenPerson: , hinnan ze
sant GallenPerson: dultText variant in StAZH F II a 458, fol. 114r-115r: tagpDate: 16.10.1318 (period) schaffen sol, das fro ElizabethPerson: , sin êfrowe, mit ir vogteiText variant in StAZH F II a 458, fol. 114r-115r: vogtesq, der ir vor gericht sol geben werden,
verjachtze, swas vorgeschriben ist. Unt dar umb het her Heinrich von SehenPerson: dem probst u[nt]Damage through hole, restored by analogyr dem capitel ze troͤsterren geben hern Heinrich von HofstettenPerson: unt hern Herman von HunwileText variant in StAZH F II a 458, fol. 114r-115r: HinwilesPerson: 10, ritter. Unt ze einem offen unt steten urkûnt alles, so vorgeschriben ist, henken wir, die schidelût, ûnser ingesigel an disen brief zwivalten.11 Diz geschach [in]Restored by analogyt
ZûrichPlace of origin: unt wart oͧch dir brief geben, do man von gottes geburt zalt trûcehen hundert jar unt dar nach in
dem achtzehenden jar, an dem andern tag ingentes oͧgstenDate of origin: 2.8.1318.
chilchen ZûrichPlace: Organisation: verjehen swas vorgeschriben ist, das die schidem[an hant]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318v û[sge]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318wret, das wir das gerne wellen stêt
han, unt binden dar zuͦ ûnser nachkomen unt ûnser chilchen. Unt des ze einem urkûnt henken wir ûnser ingesigel an disen brief an dem tag der vorgeschriben jarzal.
HoͤnggePlace: , loben an disem brief, swas vorgeschriben ist, als die schideman han[t]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318y [ûs]Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318zgeret, stet ze haben, unt henk
dar umb min ingesigel an disen brief an dem tag der vogeschriben ja[rz]Damage through hole, restored by analogyaaal.
[Umb die mishelli]Damage through faded ink, restored following StAZH G I 96, fol. 104v-105rab, so entswischen dem
[bropst und dem]Damage through faded ink, restored following StAZH G I 96, fol. 104v-105rac capitel einhalb unt
[her Heinrich von Se]Damage through faded ink, restored following StAZH G I 96, fol. 104v-105radhen, ritter, anderthalb, [was ze]Damage through faded ink, restored following StAZH G I 96, fol. 104v-105rae HoͤnggePlace: .
C
Anno 1318Date: 1318
Notes
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Damage through hole, restored by analogy.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Text variant in StAAG U.38/0318: hette.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Text variant in StAAG U.38/0318: wurt.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Damage through hole, restored by analogy.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Damage through hole, restored by analogy.↩
- Corrected: vorderung.↩
- Damage through hole, restored by analogy.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Text variant in StAZH F II a 458, fol. 114r-115r: tag.↩
- Text variant in StAZH F II a 458, fol. 114r-115r: vogtes.↩
- Damage through hole, restored by analogy.↩
- Text variant in StAZH F II a 458, fol. 114r-115r: Hinwile.↩
- Restored by analogy.↩
- Damage through hole, restored by analogy.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Damage through hole, restored following StAAG U.38/0318.↩
- Damage through hole, restored by analogy.↩
- Damage through faded ink, restored following StAZH G I 96, fol. 104v-105r.↩
- Damage through faded ink, restored following StAZH G I 96, fol. 104v-105r.↩
- Damage through faded ink, restored following StAZH G I 96, fol. 104v-105r.↩
- Damage through faded ink, restored following StAZH G I 96, fol. 104v-105r.↩
- Kustos des Grossmünsterstifts von 1307-1332 (Meyer 1986, S. 536).↩
- Hartmann III. von Baldegg (GHS, Bd. 3, S. 297-298).↩
- Rudolf Mülner der Jüngere (HLS, Mülner).↩
- Kraft von Toggenburg, Stiftsprobst am Grossmünster in Zürich, 1309-1339 (Meyer 1986, S. 535).↩
- Heinrich von Seen, Vogt von Höngg von ca. 1314-1327 (Sibler 1998, S. 238). Nach 1301 und vor 1309 übernahm er die Vogtei über Höngg für seine Frau MargarethaPerson: von deren verstorbenem Vater, Freiherrn Johann von HumlikonPerson: . In der vorliegenden Urkunde ist Heinrich jedoch (bereits) mit einer ElisabethPerson: ⁄ verheiratet. Für das 13. JahrhundertDate: 1201 – 1300 sind Rechte der Freiherren von RegensbergOrganisation: an der Vogtei belegt. Sibler vermutet, diese hätten ihre Rechte als Lehensherren zwischen 1300 und 1330Date: 1300 – 1330 an das Haus HabsburgOrganisation: veräussert (UBZH, Bd. 6, Nr. 2204 und UBZH, Bd. 7, Nr. 2610; Sibler 1998, S. 234). Heinrichs Sohn, Johannes von SeenPerson: , verkaufte die Vogtei über Höngg an das Kloster WettingenPlace: mit Verweis auf die Belehnung durch Österreich (SSRQ ZH NF II/11 8-1).↩
- Ein Höngger Meier dieses Namens wird bereits 1309Date: 1309 erwähnt (SSRQ ZH NF II/11 1-1).↩
- Der Verkauf von Erbgütern war laut der Stiftsoffnung von 1338Date: 1338 der Propstei zu melden, da dem Stift nach den «geteilen» aber vor den übrigen Gemeindegenossen und den Auswärtigen das Kaufrecht zustand (StAZH G I 102, fol. 19v).↩
- Das Recht auf den Drittpfennig (Abzuggeld) ist an einigen Orten in Händen des Vogts, so etwa in Aeugst-BorsikonPlace: (vgl. SSRQ ZH AF I/1, S. 59).↩
- Ausserhalb von Höngg wohnhafte Personen.↩
- Der Kopist von StAZH F II a 458, fol. 114r-115r hat richtig korrigiert zu «Herman von Hinwile» (Hermann I. von HinwilPerson: ). Die beiden Geschlechter HunwilOrganisation: (Kt. LuzernPlace: ) und HinwilOrganisation: sind oft verwechselt worden (HBLS, Bd. 4, S. 228).↩
- Der Wortlaut dieser Urkundenausfertigung zuhanden des GrossmünstersPlace: fand wenige Jahrzehnte später Eingang ins sogenannte «Grosse Sitftsurbar» beziehungsweise «Diplomatar» des Grossmünsters (StAZH G I 96, fol. 104v-105v), zu dieser Zeit entstand auch der Dorsualvermerk, welcher der Abschrift im Diplomatar als Titel vorausgeht. Das Doppel ist im Urkundenbestand des Klosters WettingenPlace: , dem Rechtsnachfolger der von SeenOrganisation: in HönggPlace: , überliefert (StAAG U.38/0318).↩
- Verweis auf den Kopialband StAZH G I 96, fol. 104v-105v, vgl. Anm. 11.↩
Regest