SSRQ ZH NF I/2/1 7-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich, Neue Folge, Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur, Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur, Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, da Bettina Fürderer
Citazione: SSRQ ZH NF I/2/1 7-1
Licenza: CC BY-NC-SA
Aufzeichnung der in Winterthur geltenden Rechtsnormen für die Stadt Mellingen
1297 gennaio 13. Winterthur
Descrizione della fonte
- Collocazione: STAW URK 16
- Data di origine: 1297 gennaio 13 Tradizione: Original
- Supporto alla scrittura: Pergament
- Formato l × a (cm): 52.0 × 48.0 (Plica: 3.5 cm)
- 1 sigillo:
- Stadt WinterthurOrganizzazione: , cera con un bordo, rotonda, pendente da una cordicella, danneggiato
- Lingua: tedesco
-
Edition
- CAO, Bd. 4, Nr. 2597
- SSRQ AG I/6, Teil II, Nr. 5
- UBZH, Bd. 7, Nr. 2401 mit Nachtrag in
- UBZH, Bd. 12, S. 352
- Gaupp, Stadtrechte, Bd. 1, S. 138-147
- Bluntschli 1838-1839, Bd. 1, S. 478-485
Commento
Am 29. November 1296 verlieh Herzog Albrecht von ÖsterreichPersona: den Bürgern seiner Stadt MellingenLuogo: die Rechte und Freiheiten, welche die Bürger von WinterthurLuogo: kraft ihrer Privilegien besassen (SSRQ AG I/6, Teil II, Nr. 5a). Die Bitte um Rechtsmitteilung scheint den Schultheissen und Rat von WinterthurLuogo: Organizzazione: zur Kodifizierung geltender Rechtsnormen veranlasst zu haben (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596). Diese Zusammenstellung umfasst die ins Deutsche übersetzte Rechtsaufzeichnung von 1264 (SSRQ ZH NF I/2/1 5-1), ein Privileg, das König RudolfPersona: der Stadt 1275 verliehen haben soll, sowie geltende Rechtsgewohnheiten. In der vorliegenden, eigens für MellingenLuogo: erstellten Fassung sind jene Passagen ausgelassen, die lediglich WinterthurLuogo: betreffen.
Normentransfers lassen sich auch im weiteren Zeitverlauf beobachten. Neue Satzungen und Privilegien wurden übermittelt, beispielsweise die Verordnungen von 1324 über Totschlagsdelikte (SSRQ ZH NF I/2/1 12-1), vgl. UBZH, Bd. 13, Nr. 3913a. Am 2. Juli 1481 traf eine Delegation aus MellingenLuogo: ein und bat um Auskunft über verschiedene Stadtrechtsartikel sowie um Abschriften städtischer Statuten und Gesetze (STAW B 2/3, S. 464). Damals soll die vorliegende Urkunde wieder zurückgegeben worden sein (STAW B 1/7, fol. 5v). 1485 liessen Schultheiss und Rat von WinterthurLuogo: Organizzazione: MellingenLuogo: eine Abschrift des Privilegs von König SigmundPersona: aus dem Jahr 1417 betreffend die Ausübung der Gerichtsbarkeit (SSRQ ZH NF I/2/1 51-1), ergänzt um Bussgeldtarife sowie um Teil III, Artikel 1 bis 7 der Rechtsaufzeichnung von 1297 in modifizierter Form, zukommen (SSRQ AG I/6, Teil II, Nr. 49). Auch im Jahr 1534 korrespondierten beide Städte über eine Rechtsmitteilung (STAW AG 91/2/28; STAW B 4/2, fol. 68r). Zur Weitergabe der WinterthurerLuogo: Rechtsaufzeichnungen an MellingenLuogo: , BülachLuogo: und ElggLuogo: und zur Rezeption in anderen Städten vgl. Stercken 2006, S. 100-109, 138-141.
Das im zweiten Teil der vorliegenden Rechtsaufzeichnung wiedergegebene Privileg König RudolfsPersona: für die Bürger von WinterthurLuogo: aus dem Jahr 1275 ist nicht im Original überliefert. Die Neuausfertigung durch König AlbrechtPersona: vom 25. November 1298 (STAW URK 20; Edition: UBZH, Bd. 7, Nr. 2466) weist formale Auffälligkeiten im Vergleich zu anderen Urkunden der königlichen Kanzlei auf, zum dort gebräuchlichen Urkundenformular vgl. Vancsa 1895, S. 90-97. Intitulatio und Promulgatio der Urkunde sind in der dritten Person Singular statt wie üblich in der ersten Person Plural formuliert: «Chuͤnch AlbrehtPersona: von gotes genaden chuͤndet allen getrewen des hiligen richesOrganizzazione: , den dises brives habe geouget wirt, sin genade und allez gut». Der Sprachstil lässt eine lateinische Vorlage vermuten. Demnach hätte das Privileg von 1275 dem König nicht mehr vorgelegen und er hätte auf eine Übersetzung zurückgreifen müssen, die von städtischer Seite in Auftrag gegeben worden war. Ferner ist die Datierung nach «RomerOrganizzazione: steuͤr jare» charakteristisch für die seit 1290 in WinterthurLuogo: ausgefertigten Urkunden. Nach diesem Befund erscheint die Authentizität des Privilegs von 1298 zweifelhaft. Dessen ungeachtet wurden die sechs Rechtssätze 1315 durch König FriedrichPersona: (STAW URK 39; Edition: UBZH, Bd. 9, Nr. 3355) und 1354 durch König Karl IV.Persona: bestätigt (STAW URK 127).
Die für den Eigengebrauch bestimmte Version der Rechtsaufzeichnung von 1297 (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596) wurde aufgrund des schlechten Erhaltungszustands der Urkunde am 10. Februar 1430 erneuert. Dies geht aus einem Vermerk zu der Abschrift hervor, die in einem 1468 angelegten Ratsbuch enthalten ist (STAW B 2/2, fol. 1r-6r). Eine weitere Ausfertigung wurde der Gemeinde BülachLuogo: übermittelt (PGA Bülach I A 1). Im Jahr 1497 wurde die Rechtsaufzeichnung von 1297 überarbeitet und erweitert (SSRQ ZH NF I/2/1 170-1). Weitere Redaktionen erfolgten 1526 (STAW URK 2157) und 1531 (SSRQ ZH NF I/2/1 260-1).
Testo editionale
Allen, die disen brief ansehent oder horent lesen, ku̍ndin wir, der schulthaisse, der ratOrganizzazione: und alle die burgerre von WinterturLuogo: Organizzazione: , ainerkantnusteDa correggere in: ainer erkantnustea der nach gesribenen dinge. Wissin alle, den es zewissinne beschiht: Wan der hoh gelopt furste, u̍nser herre
herzog Albreht von OsterichPersona: , den erberen, beschaidenen lu̍ten, den burgerren derCorrezione sovrascritto, cancellazione raschiatab stat ze MellingenLuogo: , mit sinem briefe genade getan het, daz su̍ und alle ir nachkomen, die in der stat wonhaft sint, alle die genade, alle die frihatSic und allu̍ du̍ reht, du̍ u̍ns vom sinem vatter und andren sinen vordern gelihen und gegeben sint, haben suln als och wir, und wan su̍ du̍ vorgenanden reht und frihait nu̍t gesriben hatton, darumbe so haben wir durch der vorgenanden burgerre bette unserre briefe
und unserre altun gewonhait absrift gegeben under unserre stat insigel.1 Dis ist du̍ absrift des briefes, den u̍ns der hoh wirdig herre, u̍nser herre kunig RuͦdolfPersona: , selge, von RomeLuogo: , gab, ê das er ku̍nig wrde: Wir, grafe Ruͦdolf von HabspurgPersona: , ku̍ndin allen gottes getru̍wen, zuͦ den disu̍ srift kumet, u̍nsern gruͦz mit ainerkantnusteDa correggere in: ainer erkantnustec der nachgesribenen dinge. Das man hoher herren gesezte, die wirdig sint ze gedenkinne, von des zites lengi iht vergessi, so hant die wisen erdaht, das man si mit sriftlicher
habe unvergeslich mache. Da von so kundin wir beschaidenliche an dises briefes habe in ganzen tru̍wen, das wir unseren lieben burgerren von WinterturLuogo: gesezzet und gegeben haint sunderliche von u̍nseren genaden disu̍ reht, du̍ hie nach gesriben stant, ze haltinne jemer eweklich von u̍ns und von unseren nachkomen. Ze dem ersten male hain wir inen gesezzet und ze reht gegeben, das ir fridecraisses invang hinnanhin jemer eweklich marctes reht haben sol nach der stat sitte und gewonhait.2 Das selbe reht sol han, swaz die burgerre, die inrunthalb dem fridecraisse gesessen sint, der herschefte aigens besessent haint umb rehten und gesasten cins.3 Och hain wir inen gesezzet und zerehte gegeben jemer eweklich, das su̍ nieman ze rehte stan suln, der
inen ir aigen ansprichet, dem wir burgreht und marctes reht gegeben hain, anderswa wan vor u̍ns alder vor u̍nserem nachkomen, der denne ir rehter herre ist, und vor ir schulthaissen ze der burgerre gegeni gemainliche. Och hain wir inen gesezzet
und ze rehte gegeben, das ze schulthaissen und ze amman der selbun stat nieman erwellet sol werden, wan das die burgerre ainen under inen wellen suln, der weder ritter si noch ze ritter werden sul. Und den son wir inen ze schulthaissen geben und enkainen andern.4 Och hain wir inen gesezzet und zerehte gegeben, swer ir herre ist, dem ir ainer verlaidot wirt von etlicher missetat, u̍ber die er rihten sol, das der vor den burgerren gemainlichen sol ervarn sin schulde oder sin unschulde, und sol in genuͤgen, swaz ime
darumbe mit offern urtailt ertailet wirt umb die missetat. Och hain wir in gesezzet und ze rehte gegeben, das enkain herre dekainen sinen man, der inrunt dem vorgenanden ir fritcraisse seshaft ist, vallan sol, es wer denne, das der selbe man enkainen erben hetti gelassen nach sinem tode. Und het er enkainen erben gelassen, so sol er in vallan nach der burgerre rat.5 Och hain wir inen gesezzet und ze rehte gegeben, das enkain herre erben sol siner aigener lu̍te aigen, das inrunthalb dem fridecraisse lit und marct reht het. Och hain wir inen gesezzet und ze rehte gegeben, das alle, die in dem vorgenandem fridecraisse sessehaft sint, man und wib, su̍ne und tohteran, ze der ê komen mu̍gen mit allen lu̍ten, an die su̍ gevallent in ander
stete und von anderen steten, sweler ku̍nne su̍ sint, und sol inen du̍ ungenosami der herschefte enhain schade sin.6 Och son wir und unsern nachkomen, die der selben stat herren sint, du̍ ampt und du̍ gerihte niesinde sin nach ir gesezte. Och
hain wir inen gesezzet und ze rehte gegeben, swer ir burger ist oder wirt und in der stat verjaret und vertaget ane sines herren ansprache, in landes sindemSic, des aigen er ist, der sol dar nach jemer me enkainen herren dienstes gebunden sin wan der stat
herren. Och suln su̍ enkaines herren aigenne oder lenman ze burger enpfahen wan mit der stat herren willen. Och hain wir inen gesezzet und ze rehte gegeben, das ir enkainer der stat herren genade oder huldi verlieren sol, er haigi denne ain groz untru̍we oder manslaht getan oder ainen erblendet oder ander siner lide berobet oder ain mort begangen oder en ander missetat oder maintat, du̍ sich dem gelichet. Och hain wir inen gesezzet und ze rehte gegeben, sweler under inen ir ainen mit gewafenter hant
wndotSic, der sol der stat herren fu̍nf phuntValuta: 5 libbre geben oder wanSic sol ime die hant ab slahen ze besserunge und ze buͦs. Swer och under inen aine frevenli tuͦt, die man rihten sol, ane die hie vor gesriben sint, der sol der stat herren geben dru̍ pfuntValuta: 3 libbre oder
die stat miden ain ganz jarPeriodo: 1 anno.7 Daz wir unseren lieben burgerren disu̍ reht gegeben und gesezzet habin, des sint gezu̍ge, die hie nach genement sint, die es horton und sahen: Her Cuͦnrat von TengenPersona: , her Cuͦno von Tu̍fenPersona: , her Hainrich von
HuͦmlinconPersona: , frien, her Johans von BluͦmenbergPersona: , Uͦlrich von HetlingenPersona: und sin bruͦder, der Truhsezze von DiessenhovenPersona: , Burchart von WidaPersona: , Ruͦdolf, der vogit von VrowenveltLuogo: Persona: , Nicolaus von GirspergPersona: und ander vil, die man niht nemmet dur
die kurzi. Und das disu̍ genade und disu̍ reht, die wir gelihen haben, der vorgenandun stat und den burgerren, die dar inne wonhaft sint, bi u̍ns und allen unseren nach komen stete beliben und nu̍t verwerzalotSic sulint noch werden mu̍gint
har nach, darumbe so haben wir inen disen brief besigelten gegeben mit unserem insigel. Dis geschach, do von gottes geburte waren zwelfhundert jar, sehzig jar und dar nach in dem vierden jare an dem ersten tage vor sant JohansPersona:
abent zu̍ngihtun, in dem sibenden jare RomerOrganizzazione: stu̍r jarData di origine: 22.6.1264.
Dis ist du̍ abscrift des briefes, den u̍ns der vorgenande unser herre ku̍nig RuͦdolfPersona: dar nach, do er ku̍nig wart, gab: Ku̍nig RuͦdolfPersona: von RomaLuogo: von gottes genaden ku̍ndet allen getru̍wen des hailigCorrezione all’altezza della riga, sostituisce: chden richesOrganizzazione: , dien dises briefes habe
geoget wirt, sine genade und alles guͦt. Unser genade dunket billich, das wir u̍ns naigin genedeklich gegen der betlicher begirde, die u̍ns lopt und enpfilt usgenomenliche getru̍wer dienst mit stetem willen. Wan nu̍ dis offenber ist an
u̍nsern lieben getruwen burgerren von WinterturLuogo: , so hain wir dur ir bette inen dise genade und disu̍ reht und dis frihait gesezzet und gegeben, die hie nach gesriben stant. Du̍ erste genade, die wir inen gegeben und gesezzet hain, ist, das su̍
nach edelr lu̍te sitte und rehte lehen suln enpfahen und haben und ander belehennen nach lehens reht. Du̍ ander genade, die wir inen gesezzet und gegeben hain, du̍ ist, das wir gebietin unseren erben, swenne und swie dike du̍ kilche ze WinterturLuogo: ledig werde, das su̍ si niemanne lihen wan ainem priester, der mit geswornem aide sich binde, das er uf der kilchun inne ze WinterturLuogo: sizze mit rehter wonunge. Du̍ dritte genade ist, die wir inen gesezzet und gegeben hain, das du̍ lehen,
du̍ su̍ hant von der herschefte von KiburgLuogo: Organizzazione: , suln ir tohteran erben als ir su̍ne, ob da enkain sun ist. Du̍ vierde genade ist, die wir inen gesezzet und gegeben hain, das su̍ niender ze rehte stan suln wan vor ir rehtem schulthaissen und reht vorderan suln und nemen, ob su̍ wen, vor einem jeklichem rihter. Du̍ fu̍nfte genade ist, die wir inen gesezzet und ze rehte hain gegeben, hettiEliminazione tramite cancellazione/rasatura del testo (1 lettera)e ir dekainer ain lehen vom ainem edeln man, er si ritter oder kneht, der das
selbe lehen von der herschefte von KiburgLuogo: Organizzazione: hat, und der selbe edel man stirbet ane erben, so sol er das selbe lehen von niemanne anderem han wan von der herschefte. Und sol enkaine unser erbe gewalt han, das selbe lehen jemanne anderm zelihinne. Du̍ sehste genade ist, die wir inen gesezzet und gegeben hain, das su̍ ainen jeklichen vogtman ze burger mugen enpfahen also, das er dem herren diene nach der vogtaig reht. Ze ainer sicherhait und ze ainer offener bewerde dis
dinges hain wir inen disen brief gegeben, gezaichenten und gefesten mit dem insigel unsers gewaltes. Dise genade und disen brief gaben wir inen trige tag vor merzen anvange,8 in dem dritten jare RomerOrganizzazione: stu̍r jare, in
dem jare, do von gottes gebu̍rte waren zwelfhundert jar, sibenzig jare und dar nach in dem fu̍nften jare, in dem andern jare unsers richesData di origine: 27.2.1275.
Dis sint u̍nser gesezte und unser alte gewonhait, die wir von alter herdan ze rehte gehept hain mit willen u̍nserre herschefte: Du̍ erste gewonhait oder das erste reht, das wir gehept hain, das ist, swer der ist, der von den sachen,
als an dem obern briefe stat gesriben, unsers herren hulde verlu̍ret, des lip und des guͦt sol der schulthaisse in unsers herren gewalt zu̍hen und behalten an u̍nsers herren genade und sol nu̍t anders ab ime rihten. Swer och der ist, der ain freveli tuͦt,
darumbe er verschuldet ze gebinne unserm herren dru̍ pfuntValuta: 3 libbre , ist der burger oder burgers kint oder git er mu̍nz und stu̍re, so sol er fride han ahte tagePeriodo: 8 giorni. Und riht er sich in den athSic tagenPeriodo: 8 giorni nu̍t, so haisset in us srigen der schulthaisse. Und
swer in daru̍ber hu̍set und hofet, der muͦs unserm herren geben dru̍ pfuntValuta: 3 libbre fur die freveli, daz er ennen behalten hat, der da us gesru̍wen ist. Derselbe freveler, der da verbotten ist, der sol die stat miden jar und tagPeriodo: 1 anno 1 giorno. Und gat er in den tagen in die stat, so sol in der rihter vahen, oder in swes hus er kumet, da sol in der rihter verbieten uffen reht. Derselbe freveler belip och schuldig dem cleger drie schillingeValuta: 3 scellini und dem schulthaissen och drie schillingeValuta: 3 scellini .9 Wir hain och ze reht
umb die hain suͦch, swer der ist, der den andern frevenlich haime suͦchet inrunt drin fuͤssenMisura lineare: 3 piedi vor siner tu̍r sines huses, der het verschuldet en hain suͦchi und sol die buͤssen mit drin pfundenValuta: 3 libbre dem cleger und unserm herren och mit drin
pfundenValuta: 3 libbre . Wir hain och ze rehte, ist, das dekainer u̍nser burger oder dero, so bi u̍ns wonhaft ist, dekainen beclagen wil umb gu̍lte, der sol ime fu̍r gebieten ze dem ersten male an sinen munt. Kumet er fu̍r und wirt er nu̍t unschuldig, so muͦs er ime verweton drie schillingeValuta: 3 scellini und dem schulthaissen och drie schillingeValuta: 3 scellini . Und kumet er nu̍t fu̍r, so muͦs ime der cleger fu̍r gebieten ze dem andern male ze huse und ze hofe. Und kumet er fu̍r und enmag er nu̍t unschuldig werden, so belibet er schuldig, des er och schuldig were, ob er ze dem ersten male fu̍rkomen were. Kumet er aber nu̍t fu̍r, so sol er ime fu̍r gebieten ze dem dritten male von dem vogte. Und kumet er denne nu̍t fu̍r, so git der
rihter dem cleger den man, an den er claget, ob der cleger wil, ze gaste10 oder er gat ime ze huse und ze hofe. Und wirt der cleger gewiset uffe sinu̍ aigen, du̍ marctes reht haint, du̍ sol er behalten drige manotPeriodo: 3 mesi und dar nach verkofen
nach der stat reht. Ist och, das der, an den man claget, fu̍r kumet, so ime fu̍r gebotten wirt von dem vogte, so sol er dem cleger gelten ze stenter stete. Und mag er ime nu̍t vergelten mit sinem varden guͦte, so sol man den cleger och
wisen uffen ens aigen, du̍ marctes reht hain, an den er claget, in dem selben rehte, als da vor gesriben ist. Ist aber, das der, an den man claget, der enkaines hat, weder varndes guͦt noch aigen, so sol man in nu̍t vahen umb die gu̍lte,
wan sol ime baiten, unz das er es haben mag. Ist och, das der, an den man clagot, ze dem dritten male nu̍t fu̍r gerihte ku̍met, so ime fu̍r gebotten wirt von dem vogte, swas denne der cleger offenot vor gerihte, daz er ime gelten
su̍le, das muͦs er ime geben, er su̍l ime es oder nu̍t. Und wart daz gesezzet, das man das gerihte nu̍t versmahe. Ist och, das der schulthaisse ainem ze huse und ze hofe gat umb gulte, der belibet u̍nserm herren driger pfuntValuta: 3 libbre schuldig. Gat er ime
aber nu̍t ze huse und ze hofe und genimet in der cleger ze gaste, so enist er u̍nserm herren nu̍tes schuldig. Swer och der ist, der ze gaste gegeben wirt, u̍ber den het der cleger gewalt, das er ime sin guͦt nemen mag, swa er es vindet usserunt
dem fridecraisse. Swas er aber sines guͦtes vindet inrunt dem fridecraisse, das sol er nu̍t selbe nemen, ime sol es geben der schulthaisse oder sin kneht. Wir hain och ze rehte, das aines jeklichen burgers wib und kint, swannan er gewibet hat, genosse ist ze erbinne, als ob su̍ aines herren werin. Wir hain och ze rehte, das aines jeklichen burgers wip erben sol nach ir mannes tode alles sineCorrezione all’altezza della riga, sostituisce: ēf varnd guͦt und da von nu̍t gelten, es wer denne, das ir man ain kofman oder
enwerbent man weri und er uffe sich guͦt nemi. Sturbe der man, so sol si das guͦt, das er uffe sich genomen hat, von dem varnden guͦt gelten und anders enkain gu̍lte, wan die si geloͤpt hat ze geltinne. Wir hain och ze rehte, das
dekain u̍nser burger sin cins aigen, das er geerbet hat von sinem vatter, oder swelen weg es in an gevallen ist, ê daz er sin elich wip geneme, mag gegeben sinem elichen wip dekainen weg wan ze liptinge. Wir hain och ze reht,
swer der ist, der dem andern sin aigen, das marctes reht hat, an sprichet, er si burger oder nu̍t, der muͦs verburgen u̍nserm herren dru̍ pfuntValuta: 3 libbre und ême, dem er daz aigen ansprichet, och dru̍ pfuntValuta: 3 libbre . Und mag er daz aigen nit behaben mit reht,
so muͦs er geben du̍ sehs pfuntValuta: 6 libbre , du̍ er verburget hat, als hie vor gesriben ist. Umb du̍ selben aigen sol och nieman rihten wan ze den zwainQuantità: 2 gedingen ze wiennahtData: 25. dicembre (festività religiose come scadenza) und ze osteranData: festività religiose senza una data fissa come scadenza. Und sol och nieman umb du̍ selben aigen clagen
an gaistlichem noch an weltlichem gerihte wan vor u̍nserm herren oder u̍nserm rihter. Es sol och nieman u̍ber unseru̍ aigen urtailde sprechen, wan der och aigen het, das u̍nserre stat marctes reht het.11 Wir hain och ze rehte
umb u̍nser erbeschaft, swaz dekainer u̍nser burger bi sinem elichem wip cins aigens oder ledigs aigens gekofet, habent su̍ mit anderen kint, der aigen ist es und iro beder liptinge. Ist aber, das su̍ ane lip erben sint, sweders denne
under inen stirbet, so sol daz ander daz aigen erben, daz su̍ mit anderen gekofet hant, und tuͦn, swar es wil. Wir hain och ze rehte, ist, daz en man und ain vrowa elich ze enanderen koment, swaz ir jetweders aigens ze dem andern
bringet, belibent su̍ ane lip erben, machent su̍ daz aigen nit en anderen nach SwabenLuogo: reht, das wirt ledig iro jetweders erben nach iro tode. Machent aber su̍ es einemCorrezione all’altezza della riga, cancellazione raschiatag anderen nach SwabenLuogo: reht, so het ir jetweders daz aigen, daz ime
gemachet ist, ze liptinge unz an sinen tot und vallet denne wider an die rehten erben. Gewinnent su̍ aber lip erben mit anderen, an die vallet das aigen ledeclich, es si gemachet oder nu̍t. Swas och dekainen u̍nsern burgern aigens von
sinem vatter oder von dekainem sinem vordern an gevallet, het er bi zwainQuantità: 2 elichen vrowan kint und het er das aigen enkainem sinem wibe gemachet, stirbet er, so vallet es sinu̍ kint, du̍ er lat, gemainlichen an. Sweler aber siner kind
muͦter er das aigen gemachet hat, du̍ kint vallet das aigen an, du̍ der muͦter sint, der das aigen gemachot ist. Wir hain och ze rehte, swa aine unser burger stirbet, lat er kint, du̍ vogtber sint, ist, daz der kinde nehster vatter mag, der
iro vogit solte sin, inen ze vogte unnu̍z ist, den git der schulthaisse und der ratOrganizzazione: uffe den aid ainen pfleger u̍ber iro guͦt. Were aber, das du̍ kint enkainen mag hettin, der iro vogit solti sin, den git och der schulthaisse und der ratOrganizzazione: ainen
vogit uffe den aid und muͦs der dem rateOrganizzazione: gehorsam sin, wider ze raitinne der kind guͦt. Wir hain och von alter gewonhait gehept ze reht, daz en jeklicher unser burger oder der bi uns wonhaft ist, mit sinem lip und mit sinem guͦte
varn mag usser u̍nser stat, ob er nu̍mme bi u̍ns sin wil, und sol ime daz nieman werren, weder u̍nse[r]Omissione, completato per analogiah herre noch nieman anderei. Wir ku̍ndin och an disem briefe, wan wir den erberen lu̍ten alle u̍nser gewonhait, die wir ane scrift
ze rehte gehept hain von alter herdan, an disem briefe nu̍t alle gegeben mohten. Swenne su̍ zuͦ u̍ns sendent, so wellen wir inen furbaz u̍nser gesezte gerne erzoͤgen, swa su̍ es bedurfen. Und ze ainer gewerer und offern gelopsami
dirre scrift so gaben wir u̍nser stat insigel an disen brief.12 Dirre brief wart gegeben ze WinterturLuogo di origine: , do von gottes gebu̍rte waren zwelfhundert jar, nu̍nzig jar und dar nach in dem sibenden jare, an sant HylarienPersona: tage,
in dem zehenden jare RomerOrganizzazione: stu̍r jareData di origine: 13.1.1297.
Annotatione
- Da correggere in: ainer erkantnuste.↩
- Correzione sovrascritto, cancellazione raschiata.↩
- Da correggere in: ainer erkantnuste.↩
- Correzione all’altezza della riga, sostituisce: ch.↩
- Eliminazione tramite cancellazione/rasatura del testo (1 lettera).↩
- Correzione all’altezza della riga, sostituisce: ē.↩
- Correzione all’altezza della riga, cancellazione raschiata.↩
- Omissione, completato per analogia.↩
- Cancellazione raschiata: n.↩
- Aggiunta all’altezza della riga altro inchiostro.↩
- In der für WinterthurLuogo: bestimmten Ausfertigung wird die Verschriftlichung wie folgt begründet: «Wan wir unser briefe, die wir von u̍nserre herschefte habin, da u̍nseru̍ reht und die genade, die si u̍ns getan habent, an gesriben sint mit iro insigel bevestet, nu̍t comelich umb jeglich sache so dike erzogen mu̍gen, darumb so haben wir dis abscrift der selben briefe gemachet u̍nd dar zuͦ gesriben u̍nser altun gewonhait, die wir ane scrift von alter herdan zereht gehept hain.» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- Die für WinterthurLuogo: bestimmte Ausfertigung hat den Zusatz: «ane die kelnhove und die huͦbe hove in den vorsteten ligent» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- In der Ausfertigung für den internen Gebrauch wird der Friedkreis näher beschrieben: «Den fridecrais hain wir inen gesezzet von dem ussern graben der Oberun VorstatLuogo: u̍nz an das burgstal des Hailigen BergesLuogo: und von dem burgstal slehtes weges u̍nz an die kilchun des Hailigen BergesLuogo: , von der kilchun u̍nz WidbrunnenLuogo: , von WidbrunnenLuogo: abewert u̍nz ze des baches u̍bergang, den man da nemmet DietstegLuogo: , von dem DietstegLuogo: umb die wisen und umb die garten wider u̍nz an den ussern graben der Oberin VorstatLuogo: , der da vor genemmet ist.» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- In der Rechtsaufzeichnung von 1264 ist lediglich ein Vorschlagsrecht der Bürger für die Wahl des Schultheissen vorgesehen (SSRQ ZH NF I/2/1 5-1, Artikel 3).↩
- In der WinterthurerLuogo: Ausfertigung folgt hier ein Artikel über die Waldnutzung: «Och hain wir inen gesezzet und ze rehte gegeben, das EschebergLuogo: , der walt, ir gemainmerch sol sin und in niessen son hinnan hin als u̍nz her nach ir gewonhait.» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- In der WinterthurerLuogo: Ausfertigung wird an dieser Stelle die städtische Steuerlast angegeben: «Och hain wir inen gesezzet und ze reht gegeben, das su̍ nu̍t me wan hundert pfunt Zu̍richer mu̍nzValuta: 100 libbre u̍ns und jeklichem u̍nserm nachkomen, der denne der stat herre ist, des jars geben suln ze sant MartinsPersona: tultData: 11. novembre (scadenza) ze stu̍re, und nu̍t me, wan wir wissen, daz du̍ selbe stat nu̍t me geben sol denne hundert pfuntValuta: 100 libbre von tailes wegen, der beschach von u̍nseren vordern umb erbe etschlicher guͦter.» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- Hier folgt in der WinterthurerLuogo: Ausfertigung ein Artikel die herrschaftliche Burg betreffend: «Es ist och unser wille, daz du̍ burg uffe dem berge, der lit bi der stat, niemer werde wider gemachet.» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- Dieses Datum entspricht den dritten Kalenden des März im römischenLuogo: Kalender. Die Form der Datierung weist auf die ursprünglich lateinische Fassung dieses Textes hin.↩
- Eine vermutlich ins erste Drittel des 15. Jahrhunderts zu datierende Aufstellung der Bussgelder, die bei verschiedenen unter «frevel» subsumierten Vergehen verhängt werden sollten, gibt Aufschluss über diese Deliktgruppe (SSRQ ZH NF I/2/1 194-1).↩
- In Schuldhaft nehmen, vgl. Idiotikon, Bd. 2, Sp. 483. Überliefert sind beispielsweise Beurkundungen dieses Verfahrens aus den Jahren 1320 (StAZH C II 13, Nr. 193; Edition: UBZH, Bd. 10, Nr. 3681) und 1465 (STAW B 2/3, S. 24).↩
- Dieses Gericht wird später als «eegericht» bezeichnet. Es tagte zweimal im Jahr, an Weihnachten und an Ostern, und befasste sich einerseits mit Streitfällen um Erbe und Eigen, andererseits nahm es die Meldungen von Ordnungswidrigkeiten in Wirtshäusern entgegen, vgl. die Verfahrensordnung im 1629 von Hans Konrad KünzliPersona: angelegten Band mit Aufzeichnungen und Abschriften (winbib Ms. Fol. 49, S. 655-657) sowie Ganz 1958, S. 272. ↩
- Diese Passage fehlt in der für den internen Gebrauch vorgesehenen Rechtsaufzeichnung (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
Regesto