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SSRQ ZH NF I/2/1 276-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, da Bettina Fürderer

Citazione: SSRQ ZH NF I/2/1 276-1

Licenza: CC BY-NC-SA

Verbot von Solddiensten durch den Schultheissen und beide Räte von Winterthur

1536 dicembre 30.

Schultheiss und beide Räte von Winterthur setzen folgende Strafen fest, um das Verbot des Solddiensts wirksamer durchzusetzen: Wer in den Solddienst eines Fürsten oder Herrn tritt, verliert für immer das Bürgerrecht und wird der Stadt verwiesen, auch seine Frau und Kinder müssen mit ihrem Besitz die Stadt verlassen und das Bürgerrecht aufgeben (1). Wer ausserhalb der Gebiete und Gerichte von Zürich und Winterthur gedient hat und von dort aus in den Krieg gezogen ist und nicht bereits bestraft wurde, muss 10 Pfund Haller Busse zahlen (2). Anwerber, die in der Stadt und ihrem Gerichtsbezirk aufgegriffen werden, sollen hingerichtet werden (3). Schultheiss und beide Räte verweisen auf die negativen Folgen des Solddiensts und begründen diese Verordnung mit der Sorge um das Gemeinwohl, den Wohlstand, den Frieden und die Einigkeit des Vaterlandes sowie mit der Furcht vor dem Zorn Gottes.

  • Collocazione: STAW AE 41/3.1
  • Data di origine: 1536 dicembre 30 (Natalstil)
  • Tradizione: Aufzeichnung (Doppelblatt)
  • Supporto alla scrittura: Papier
  • Formato l × a (cm): 22.0 × 32.5
  • Lingua: tedesco
  • Scriba: Christoph Hegner

  • Collocazione: STAW AE 41/3.3
  • Data di origine: 1536 dicembre 30
  • Tradizione: Entwurf (Einzelblatt)
  • Supporto alla scrittura: Papier
  • Formato l × a (cm): 21.5 × 32.5
  • Lingua: tedesco
  • Collocazione: STAW AE 41/3.2
  • Data di origine: 1536 dicembre 30
  • Tradizione: Entwurf (Einzelblatt)
  • Supporto alla scrittura: Papier
  • Formato l × a (cm): 21.5 × 14.0
  • Lingua: tedesco

Den Bürgern von WinterthurLuogo: waren zunächst durch eidliche Selbstverpflichtung (SSRQ ZH NF I/2/1 99-1) und seit Ende des 15. Jahrhunderts durch eine Satzung Solddienste für auswärtige Mächte untersagt (SSRQ ZH NF I/2/1 171-1). Dies war nicht zuletzt ein Anliegen der ZürcherLuogo: Obrigkeit (vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 216-1). Im Dezember 1536 präzisierten Bürgermeister und Rat von ZürichLuogo: Organizzazione: ihr Solddienstverbot, das ausdrücklich auch dann gelten sollte, wenn Anwerber kein Geld auszahlten, sondern nur eine Belohnung in Aussicht stellten (StAZH A 42.1.13, Nr. 27). Diese Bestimmung berücksichtigten die WinterthurerOrganizzazione: in ihrem eigenen Mandat, den sich daran anschliessenden moralischen Appell übernahmen sie wörtlich. Wie aus ihrem Schreiben vom 9. Januar 1537 hervorgeht, prüften und billigten die ZürcherOrganizzazione: die WinterthurerLuogo: Regelung (STAW AE 42/34; Entwurf: StAZH B IV 8, fol. 15r). Am 13. Dezember 1542 beschlossen Schultheiss und Rat von WinterthurLuogo: Organizzazione: , diejenigen, die unbewilligt Solddienst leisteten, als ehrlos und meineidig zu betrachten und ihr Vermögen zu konfiszieren. Bürgersöhne, die ausserhalb der Stadt ihren Lebensunterhalt verdienten und geltend machen konnten, von dieser Vorschrift nichts gewusst zu haben, sollten der vorgesehenen Strafe von 5 Pfund entgehen. Anwerber wollte man nach Ermessen büssen (STAW B 2/10, S. 105). Diese Anordnung gibt auch ein undatiertes Mandat der Stadt WinterthurLuogo: wieder (StAZH A 155.1, Nr. 189).

Testo editionale

Wir, schultheis, cleinOrganizzazione: und gros raͧte zuͦ WinterthurLuogo: Organizzazione: , thuͦnd hiemit mengklichem zuͦ wüsenn:
Als wir dan vornacher ein satzung des reißlouffens halb gehept und aber die bitzhaͤr waͤning hat moͤgen verfachen, sind wir deßwaͤgenn, die unseren hinfür dester gehorsamer anheimsch zuͦ behalten, darüber gsaͤsen, geratschlagt und ein andere straff und buͦss darüber geordnet, namlich also:
[1] Welicher unser burger oder der unseren einer oder mer hinfüro, es sige joch zuͦ welichem fürsten oder herren das je sig, in krieg loufft, ziecht, ritt oder gat, das der darmit unser stat und gepiett, ouch sin burgraͤcht verloren haben und nümermer alhie zuͦ burger soͤlle angenomen, besonder ouch ime sin wyb und kind mit sampt irem hab und guͦt soͤlle nachgeschickt und die ouch nit mer für bürger gehalten werden.
[2] Am anderen, das ouch alle die unsern, so in unsern oder unseren heren von ZürichLuogo: grichten oder gepietten gedienet und da danen hinwaͤg zuͦ reiß zogenn waͤrind, under diser satzung vergriffen und des burgraͤchts, wie oben gemeldet, beruͦpt sin soͤllen. Welicher aber ussert unserer herren oder unseren grichten gediennet und alda hinwaͤg gloffen waͤre, das der uns zaͤchen pfund hallerValuta: 10 libbre zegeben verfallen sin. Es were dan sach, das der an denen orthen, er hinwaͤg gloffen, gestrafft und er des gluͦplichen schin anzoͤigte, das der als dan soͤlicher zaͤchen pfundValuta: 10 libbre straff ledig sin soͤlte.
[3] Zem dritten und letsten der uffweibleren halb haben wir uns entschlosen, das wir zuͦ denen, sy habin joch gelt ußgebenn oder nit, und aber die unseren hinwaͤg gfuͤrt oder hinwaͤg zegan beredt hettind, wo wir die in unserer stat und gerichten betraͤten,1 griffen und mit dem schwaͤrdtt zuͦ inen richten lasen welind.2
Unnd vermanend daruff uch alle sampt und sunders by dem glouben, den trüwen und gelüpten, die ir got vorab und uns an siner stat, ouch gemeinem vatterland schuldig sind, gar trüwlich, früntlich und vaͤtterlich, ir wellind bedengken und zehertzen fuͤren, was kümber, schadenn, truͤbsall, angst und nott uns und unseren vorderen, uweren lieben elteren, tod und laͤbendig, uß froͤmbder fürsten und heren dienst und soͤlden gefolget, wie es uns3 ouch jüngst zuͦ MarianLuogo: 4 unnd [p. 2]Interruzione di pagina anderschwo ergangen ist, warzuͦ sy uns bracht. Und was uns zuͦ soͤlichen mandaten und erbaren cristenlichen satzungenn verursachet hat, frylich nützot anders dan unser und uwer aller nütz, lob und eer, ouch wolstand, frid, ruͦw und einigkeit unsers vaterlands und des gmeinen nutzes, dar mit ir destbas by wyb und kinden nach goͤtlichem geheiss beliben und die mit gott unnd eren erziechen und vorab uwere sün, darmit sy nit so ellendklich umb gellt verkuͦfft sin und in froͤmbden landen sterbenn und die graͤben ußfüllen muͤsten, anheimsch behaltenn, ouch uch all vor der glichenn und witeren schaͤden und gefaren verhuͤttenn moͤchten.
Darzuͦ ouch betrachtenn die schwaͤre raach und straff goͤtlichs zorns, der frylich kein boͤsses unvergolten last, dem ouch ungezwiflet nützit mißfeligers ist dan soͤlich krieg, bluͦtvergiessenn, ruͦb und verderbung der armen, deren bluͦt in obristen thron schrigt, daruß sich keins anderen zuͦversechen, wo wir nit abstan, das er es kein laͤnge liden, sunder uns mit glicher maͧss wie wir anderen voͤlckeren maͤssen und nach dem aller hertistenn an lyb, sell, eer und guͦt straffen und verderben werde, dwill wir uns sines evangelions beruͤmend und es aber alles in wind schlachend.
Und also uch soͤlichs ein früntliche vaͤtterliche warungCorretto da: warnunga sin lasind, der vatter dem sun und sunst je einer dem anderen das fürhalte und ze wyssen thuͤge. Ouch von soͤlichen reyssen, fürsten und heren diensten und soͤldenn, diewil es im besten ist, abstandind, uwer guͤteren und uwers fromen vaterlands wartind und uch in dem schweyß uwer arbeit zuͦ erneren gedengkind, ouch vorab got und uns darzuͦ unsseren erbaren und cristenlichen gepoten und mandaten (dwill wir doch darin nützit dan uwer heill, eer und glück suͦchend) umb [p. 3]Interruzione di pagina goͤtlichs gefallenns und heyssenns, ouch gmeines vaterlands ruͦwen und wolfart willen gehorsam sygind, das wirt got, unser heiland, ungezwiflat zuͦ warer buͦß annemen und sin zorn von uns abwenden. Wo wir uch dan (so ir uns gehorsam sind) geneigten und genedigen willen koͤnend erzoͤigen, darin ir uns alwaͤg alls gethrüwe herrenn und vaͤter fyndenn, wo ir aber unsere gepot ubersaͤchen, werden wir (wie woll wir des lieber uberhept sin woͤltenn) der straff unverschonnt nachfaaren, dan wir je an uwerem bluͦt und an uwerer ungehorsamy kein schuld haben, uch ouch soͤlichs nit gestaten wellent.
Darnach wüsse sich mengklich zehaltenn.
Erkenth des nechsten sampstags vor der beschnidung Christy, anno etcAbbreviazione 1537Data di origine: 30.12.1536 ().

[p. 4]Interruzione di pagina
[Nota dorsale sul verso da :] WinterthurLuogo: nuw gepott vo[n]Omissione, completato per analogiab des krieg luͦfens wegen, namlich das einer ewiklich daß burgraͤcht verwürckt habe, mitt witerem inhalltt
[Nota dorsale sul verso da una mano del secolo XVII:] Ewigen verwiß deß reißlouffens
[Nota dorsale sul verso da una mano del secolo XVIII:] Anno 1537Data: 1537

Annotatione

  1. Corretto da: warnung.
  2. Omissione, completato per analogia.
  1. Hier bricht der erste Entwurf von der Hand Gebhard HegnersPersona: ab (STAW AE 41/3.3).
  2. Bis hierhin handelt es sich um originäre Bestimmungen der Stadt WinterthurLuogo: . Die folgenden Passagen sind wörtlich dem am 16. Dezember 1536 erlassenen und tags darauf publizierten ZürcherLuogo: Solddienstverbot entnommen (StAZH A 42.1.13, Nr. 27).
  3. Hier bricht der zweite Entwurf von der Hand Gebhard HegnersPersona: ab (STAW AE 41/3.2).
  4. Anspielung auf die Verluste in der Schlacht von MarignanoLuogo: im September 1515 (HLS, Marignano, Schlacht von).