check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF I/2/1 128-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, da Bettina Fürderer

Citazione: SSRQ ZH NF I/2/1 128-1

Licenza: CC BY-NC-SA

Anstellung des Konrad Landenberg als Stadtschreiber von Winterthur

1483 aprile 30.

Konrad Landenberg, den der Schultheiss und Rat von Winterthur für ein Jahr zum Stadtschreiber angenommen haben, verpflichtet sich zur Einhaltung folgender Bestimmungen: Er verspricht dem Bürgermeister und Grossen Rat von Zürich Treue und Wahrheit sowie dem Schultheissen und Rat von Winterthur treu, gehorsam und dienstbar zu sein, Nutzen und Ehre der Stadt zu fördern und Schaden abzuwenden, nicht unbewilligt Solddienst zu leisten, das Schreiberamt gewissenhaft auszuüben, der Wahrheit verpflichtet zu sein, an den Ratssitzungen teilzunehmen, sich ohne Aufforderungen nicht zu äussern und alles vertraulich zu behandeln (1). Er soll angemessenen Lohn für Schreibarbeiten verlangen und etwaige Differenzen über seine Entlohnung vor dem Schultheissen und Rat austragen. Er darf nur Urkunden siegeln, die mit dem Petschaft des Sieglers markiert sind (2). Ohne Erlaubnis des Schultheissen und Rats darf er die Stadt nicht verlassen, bei Abwesenheit soll er einen Vertreter stellen, der ihnen geeignet scheint (3). Er erhält vom Rat einen Jahreslohn von 20 Pfund Haller, Schreibarbeiten auf Pergament werden extra entlohnt (4). Beide Seiten können diesen Vertrag mit zweimonatiger Frist aufkündigen (5).

  • Collocazione: STAW URK 1538
  • Data di origine: 1483 aprile 30
  • Tradizione: Aufzeichnung
  • Supporto alla scrittura: Papier
  • Formato l × a (cm): 31.0 × 22.0
  • Lingua: tedesco
  • Scriba: Konrad Landenberg

  • Collocazione: STAW B 2/2, fol. 35r-v
  • Data di origine: 1483 aprile 30
  • Tradizione: Entwurf
  • Supporto alla scrittura: Papier
  • Formato l × a (cm): 24.0 × 32.0
  • Lingua: tedesco
  • Collocazione: STAW B 2/2, fol. 36r-v
  • Data di origine: 1483 aprile 30
  • Tradizione: Entwurf
  • Supporto alla scrittura: Papier
  • Formato l × a (cm): 24.0 × 32.0
  • Lingua: tedesco
  • Collocazione: winbib Ms. Fol. 27, S. 334
  • Data di origine: metà del 18. sec.
  • Tradizione: Abschrift
  • Supporto alla scrittura: Papier
  • Formato l × a (cm): 24.0 × 35.5
  • Lingua: tedesco

Von der Hand des WinterthurerLuogo: Stadtschreibers Konrad LandenbergPersona: stammen sowohl die vorliegende Selbstverpflichtung als auch zwei Entwürfe in einem 1468 durch den damaligen Stadtschreiber Georg BappusPersona: angelegten Band, der Abschriften, Satzungen und Einträge zu Ratsgeschäften enthält. Der erste, durchgestrichene Entwurf (STAW B 2/2, fol. 35r-v) weist noch grössere Abweichungen auf, etwa in der Reihenfolge und der Formulierung der Bestimmungen. Der zweite Entwurf (STAW B 2/2, fol. 36r-v) entspricht dagegen weitgehend der Editionsvorlage. Vertragliche Vereinbarungen zwischen den Stadtschreibern und der städtischen Obrigkeit über die gegenseitigen Rechte und Pflichten und Eidformeln sind aus vielen Städten überliefert (Burger 1960, S. 78-79). Geregelt wurden Amtsdauer und Kündigungsrecht, Anforderungen an die Amtsführung wie Loyalität, Gehorsam, Verschwiegenheit und Unbestechlichkeit, die Präsenzpflicht und die Vertretung bei Abwesenheit, die Versorgung mit Schreibmaterial sowie die Vergütung und Besoldung (Burger 1960, S. 84-87, 90-105, 118-132).

Das Probejahr galt auch schon für LandenbergsPersona: Vorgänger Johannes WügerliPersona: , dessen inhaltlich übereinstimmende Selbstverpflichtung vom 28. April 1481 als Entwurf im erwähnten Ratsbuch überliefert ist (STAW B 2/2, fol. 32r; Abbildung: Burger 1960, Anhang S. 365). Wie aus seinem Rechtfertigungsschreiben aus dem Jahr 1484 hervorgeht, versah er das Stadtschreiberamt zwei Jahre, bis man ihm den Dienst kündigte. WügerliPersona: beklagte sich, zu wenig Unterstützung erfahren zu haben, da ihm die «statt bruch, formularia und buͤcher, one die ain schriber one fraugen nit glich schnell ain sollich ampt erlernen mag, enzuckt gewessen sind», und von Mitgliedern des RatsOrganizzazione: trotz seiner Fortschritte unfair behandelt worden zu sein: «Die haben mit irem nidigen, boͤsen, stinckenden gewalt unnd zuͤtuͤn in ander mit raͤt gedruckt, das sy inen volgen muͤsten, mich zuͤ schupffen» (STAW URK 1559).

Aufzeichnungen aus dem 18. Jahrhundert zufolge wurde der Stadtschreiber durch den KleinenOrganizzazione: und Grossen RatOrganizzazione: ernannt und musste jährlich im Amt bestätigt werden (winbib Ms. Fol. 27, S. 789). Er gehörte qua Amt der HerrenstubeOrganizzazione: , der Trinkstube der Honoratioren, an (SSRQ ZH NF I/2/1 77-1). Seit dem 15. Jahrhundert gibt es Belege für den Einsatz eines Unterschreibers (Eidformeln: STAW B 2/3, S. 249; STAW B 2/5, S. 57). Dauerhaft eingerichtet wurde das Amt des Substituten erst im Jahr 1746 (STAW B 2/63, S. 15). Der Stadtschreiber leitete nicht nur die städtische Kanzlei, sondern erfüllte auch repräsentative Funktionen. So verlas er bei der Gemeindeversammlung anlässlich der alljährlichen Neubesetzung der Ämter und der kollektiven Vereidigung den sogenannten Freiheitsbrief, die Aufzeichnung städtischer Rechte, und andere Satzungen (winbib Ms. Fol. 27, S. 491-492). Ein weiteres Tätigkeitsfeld von Stadtschreibern waren diplomatische Dienste, vgl. den Gesandtschaftsbericht des Georg BappusPersona: vom habsburgischenOrganizzazione: Hof in InnsbruckLuogo: aus dem Jahr 1480 (STAW URK 1484). Reisekosten des Stadtschreibers wurden auch immer wieder in den Stadtrechnungen verbucht, beispielsweise 1505 nach KonstanzLuogo: zu König MaximilianPersona: (STAW Se 25.42, S. 3). Zu Gesandtschaftsreisen der WinterthurerLuogo: Stadtschreiber im 18. Jahrhundert vgl. Ganz 1969; zu diplomatischen Einsätzen von Stadtschreibern allgemein vgl. Burger 1960, S. 133-137, 182-185.

Testo editionale


Ich, Conradus LandenbergPersona: , bekenn mich mit diser miner
handgeschrifft, als mich die ersamen, wisen schulthais
unnd raut zuͦ WinterthurLuogo:
Organizzazione:
zuͦ irem statschriberampt
ain jarPeriodo: 1 anno, das anvahet an mitwochen naͤchst nach
dem sonntag cantate anno etcAbbreviazione lxxxiijo
Data di origine: 30.4.1483
, angenommen,
das ich darumb mit rechter wissen einen eid zuͦ got
unnd den hailgen geschworen hab, ditz hernach
verzeichnet artikele ze halten unnd den nachzekomen,
getru̍wlich, ōn allgeverde.
Des ersten, den fu̍rsichtigen,
wisen burgermaister unnd den zweyenhundert
des grossen rautz der statt Zu̍richLuogo:
Organizzazione:
tru̍w unnd warheit,
desglichen den genannten schulthais unnd raut zuͦ
WinterthurLuogo:
Organizzazione:
, minen lieben herren, gehorsam, getru̍w
unnd gewaͤrtig ze sind, iren unnd gmeiner statt nutz,
er unnd frommen ze fu̍rdern, schaden ze wenden unnd
das ze tuͦn schaffen nach minem vermu̍gen, ungevarlichen.
Ouch u̍ber niemand ōn ir willen kein reiß ze tuͦnd, sonder
also das vermelt schriberampt getru̍wlich, uffrecht, redlich,
ōn alles args ze versaͤhen unnd darinne die warhait in
allen haͤndlen nach miner verstaͤntnuß zuͦ gepruchen
unnd alle untru̍w unnd gevērde vermiden. Dartzuͦ
in ire raͤt ze gōnd, die ze verschwigen1 unnd inen darin
nichtzit ze reden, ich werde dann darumb gefraugt.
Item
ich sol ouch menglich mit minem schriben an dem geltlone
bescheidenlich halten.2 Wō aber das nit beschaͤhe, sonder mit
yemands mins lonshalb spennig wurde, soͤlch spenn
soͤllen zuͦ der genannten miner herren, schulthais unnd
raute
Organizzazione:
, gewalte staͧn. Was sy sich darumb mir ze tuͦnd
erkanten, darby sol ich beliben unnd des benuͤgen haben. [fol. v]Interruzione di pagina
Ich ensol ouch keinen brieff versiglen, der selb brieff sige
dann mit des siglers bitschit, als sich gepu̍rt, zevor gezeichnet.

Ouch sol ich mich usser der statt WinterthurLuogo: ōne der gemelten
miner herren, schulthais und rauteOrganizzazione: , wissen unnd willen
nicht verendern. Unnd doch, ob soͤlchs mit willen beschaͤhe
unnd mir daruß ze gānd vergu̍nstiget wurde, sol ich in
minem abwēsen soͤlch min schriberampt mit einem
andern guͦten, geschickten substituten, der minen herren
hertzuͦ togenlich bedunket sin, versaͤhen.3
Unnd hierumb
so gebend mir die genannten mine herren umb soͤlch dienste
von irs rautzOrganizzazione: wegen jarsDurata ripetuta: 1 anno zelon xx  ħValuta: 20 libbre . InCorrezione al di sopra della riga, sostituisce: Icha soͤlchem
lone ich inen alles das, so sy von irs rautzOrganizzazione: unnd gmeiner
statt wēgen ze schriben hond, schriben unnd darvon nitmer
vordern sol. Doch also, was ich inen uff berment schriben,
worumb das wēre, darvon soͤllen sy mir nach billichait
unnd irem gefallen sonder lonen.
Unnd wann ich also den
obgenannten minen herren zuͦ soͤlchem schriberampt das
zuͦversaͤhen oder mir inen ze dienen nitmer fuͦglich wēre,
alsdann sol yͤglicher teil dem andern zwen gantz monātPeriodo: 2 mesi
zevor abku̍nden unnd nach soͤlcher abku̍ndung, wann
die zwen monātPeriodo: 2 mesi verschinend, yederteil des vermelten
amptz halb von dem andern ledig sin, alles ungevarlich.

Unnd ist ditz annēmen beschaͤhen des tags unnd jarzal
wie obgeschriben staut.
[Nota dorsale al di sotto della riga da una mano del secolo XVIII:]
Anno 1483Data: 1483

Annotatione

  1. Correzione al di sopra della riga, sostituisce: Ich.
  1. Der WinterthurerLuogo: Stadtschreiber Hans EngelfriedPersona: hatte einen Bürger vor der Verhaftung gewarnt, die im RatOrganizzazione: verhandelt worden war. Ihm selbst drohte dafür die Todesstrafe, doch wurde er auf Bitten der ZürcherOrganizzazione: aus der Haft entlassen. Wie seiner Urfehdeerklärung vom 29. Juli 1468 zu entnehmen ist, wurde er aus der Stadt verbannt und durfte nicht näher als zwei Meilen kommen (STAW URK 1170b; Edition: Schmid 1934, Anhang Nr. 8, S. 74).
  2. Vgl. die Gebührenordnung von 1520 (SSRQ ZH NF I/2/1 219-1).
  3. Alle diese Bestimmungen finden sich auch in der Eidformel des Stadtschreibers wieder, die im ältesten erhaltenen Eidbuch der Stadt WinterthurLuogo: aus den 1620er Jahren überliefert ist. Darüber hinaus musste sich der Stadtschreiber verpflichten, die jährlichen Steuern pünktlich zu bezahlen (winbib Ms. Fol. 241, fol. 27r-v, vgl. auch STAW B 3a/10, S. 21-22).