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SSRQ ZH NF I/2/1 103-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, da Bettina Fürderer

Citazione: SSRQ ZH NF I/2/1 103-1

Licenza: CC BY-NC-SA

Stiftung einer Prädikatur an der Pfarrkirche in Winterthur

1475 febbraio 23.

Schultheiss und Rat von Winterthur richten im Einvernehmen mit dem Rektor Peter Kaiser eine Prädikatur an der Pfarrkirche ein, verbunden mit der den Aposteln Petrus, Paulus und Andreas gewidmeten Pfründe, welche derzeit dem Priester Asmus Stuckli verliehen ist. An der Dotierung der Prädikatur beteiligen sich Priester Johannes Wibel von Säckingen, der Bücher im Wert von 200 Gulden zugesagt hat, sowie alt Schultheiss Rudolf Bruchli und seine Frau Anna Ehinger, die der Pfründe 400 Gulden vermachen werden. Die Kollatur der Prädikatur steht dem Schultheissen und Rat zu. Sie sollen diese einem geeigneten Priester, der gelehrt ist und einen einwandfreien Leumund hat, übertragen. Während der Vakanz soll ein anderer Priester Gottesdienst halten (1). Der Inhaber der Prädikatur muss sich vor Amtsantritt zur Einhaltung dieser Bestimmungen verpflichten (2). Schultheiss und Rat präsentieren ihren Kandidaten dem Bischof von Konstanz, der ihn investiert (3). Der Priester soll an Sonntagen und Feiertagen sowie täglich im Advent und mehrmals wöchentlich in der Fastenzeit in der Pfarrkirche predigen, ausser der Rektor möchte selbst predigen und kündigt das einen Tag im Voraus an. Während eines Interdikts soll er dreimal wöchentlich predigen. Bei seinen Predigten soll er die anerkannte Lehre vertreten und niemanden ohne Einverständnis des Schultheissen und Rats von der Kanzel aus anprangern (4). Der Inhaber der Prädikatur darf keinen Unfrieden zwischen dem Rektor, der Geistlichkeit, der städtischen Obrigkeit und der Bevölkerung stiften und soll unparteiisch sein. Er darf den Rektor und die Kapläne in ihren Rechten und Einkünften nicht beeinträchtigen (5). Der Inhaber der Prädikatur erhält keine Präsenzgelder und ist auch nicht zu den damit verbundenen Aufgaben verpflichtet. Zur Spende der Sakramente und zu Begräbnissen soll er nur ausnahmsweise beigezogen werden. Rektor und Kapläne sollen ihn nicht an seinem Pfründeinkommen beeinträchtigen. Er darf wöchentlich während der Messe eine Kollekte zugunsten seiner Pfründe durchführen. In seinen Predigten soll er des Rektors, des Schultheissen und Rats, der Stifter und aller Unterstützer gedenken (6). Ist der Inhaber der Prädikatur krankheitshalber oder aus anderen Gründen verhindert, soll er den Schultheissen und Rat informieren und sich vertreten lassen. Fällt er langfristig aus, sollen diese mit seinem Wissen einen Vertreter bestellen, dem der Generalvikar einen Anteil der Pfründeinkünfte zuteilen wird. Versäumt der Inhaber der Prädikatur aus eigenem Verschulden eine Predigt, werden 4 Schilling an seinen Einkünften abgezogen und an die Bedürftigen im Spital verteilt (7). Falls sein Lebenswandel zu beanstanden wäre und Schultheiss und Rat dem Generalvikar Beweise vorlegen können, soll der Priester binnen eines Jahres sein Amt aufgeben und die Pfründe einem geeigneten Nachfolger überlassen, andernfalls soll ihn der Bischof von Konstanz oder der Generalvikar absetzen (8). Es siegeln Schultheiss Josua Hettlinger sowie Hans Ramensperg, Hermann Bruggmeister, Hans Heginer, Hans Meyer, Hans Vötzer, Walter Rosenegger, Konrad Gisler, Hans Böni, Bartholomäus Stuckli, Heini Sulzer, Hans Winmann und Hans Ruckstuhl, der Rat, mit dem Ratssiegel der Stadt Winterthur und Rektor Peter Kaiser mit seinem Siegel.

  • Collocazione: STAW URK 1366a
  • Data di origine: 1475 febbraio 23
  • Tradizione: Original
  • Supporto alla scrittura: Pergament
  • Formato l × a (cm): 80.0 × 45.0 (Plica: 10.0 cm)
  • 3 sigilli:
    1. Rat der Stadt WinterthurOrganizzazione: , cera, rotonda, pendente da una stricia di pergamena, danneggiato
    2. Rektor Peter KaiserPersona: , cera con un bordo, rotonda, pendente da una stricia di pergamena, ben conservato
    3. Schultheiss Josua HettlingerPersona: , cera, rotonda, pendente da una stricia di pergamena, danneggiato
  • Lingua: tedesco
  • Scriba: Georg Bappus

Prädikaturen wurden vor allem in Städten gestiftet, in welchen sich keine Bettelorden angesiedelt hatten, die in deutscher Sprache predigten, so auch in WinterthurLuogo: , vgl. Neidiger 2011, S. 371-372. Am 28. Februar 1475 bestätigte der Generalvikar von KonstanzLuogo: auf Bitten des Schultheissen und RatsOrganizzazione: die Stiftung des Predigeramts und die Bestimmungen der Stiftungsurkunde in einem Transfix (STAW URK 1366b; Regest: REC, Bd. 5, Nr. 14302). Am 27. Oktober 1497 legten Schultheiss und RatOrganizzazione: abermals die Aufgaben und Pflichten des Prädikanten fest, hierbei wurden einzelne Bestimmungen ergänzt und modifiziert (STAW URK 1800/1).

Zu den Hintergründen der Stiftung und den Stiftern vgl. Gamper 2020, S. 55-64; Gamper/Niederhäuser 2011, S. 12-14, 22; Neidiger 2011, S. 181-183; Ziegler 1933, S. 29-31; Hauser 1918, S. 10-17. Die WinterthurerLuogo: Prädikanten bis zur Reformation sind bei Gamper 2020, S. 61-76, und Lengwiler 1955, S. 90-92, aufgeführt.

Testo editionale


In dem namen der heiligen unteilbarlichen dryvaltikeit sēliklichen, amen.
Wir, der schultheis und der rǎt zuͦ WinterthurLuogo: Organizzazione: , bekennen und tuͦnd kunt allermenglichem mitt disem brieff: Als under tugenlichen wercken der geistlicheit, welhes waͤrch gott, dem allmechtigen, allererlichost und genaͤmost, ouch gemeinem volck allernuttzlichost, allerfu̍rderlichost und verdienlichost sye, am vordrosten zuͦbedencken und under den geistlichen werchen die predige und die lēr, das ist das gottzwort, vil mer besser, nu̍ttzer und nottdurfftiger ist dann die andern geistlichen wērch, wann unser lieber herr Jesus CristusPersona: in menschlicher person das selb wērch hie uff erden ouch allermeist hǎt geuͤbt und volbrǎcht. Hirumb mitt guͦtter zittlicher vorbetrachtung, ouch mitt ynniger begird, gunst und wissen des erwirdigen her Peter KeisersPersona: , unsers getru̍wen geistlichen vatters und kilchern zuͦ WinterthurLuogo: , haben wir durch sunderliche stu̍r und fu̍rdrung des erwirdigen herrn Johansen WibelsPersona: , eins priesters zuͦ SēckingenLuogo: , der dann ein treffenliche summ buͤcher, fu̍r zweyhundert guldinValuta: 200 fiorini angeschlagen, daran zegeben sich verschriben hǎt,1 und der vesten und ersamen Ruͦdolff BruchlisPersona: , unsers alten schultheissen, und frow Annen EhingerinPersona: , siner elichen husfrowen, die dann vierhundert guldinValuta: 400 fiorini nach ir tod zegeben hieran zedienen sich verschriben hand umb fu̍rderliche ruͦw iro, ir vordern und ouch der willen, so ir stu̍r und hilff an dis nachgeschriben stifftung und unser lu̍tkirchen Sant LǎurentzenPersona: ye mittgereichet haben und fu̍ro mitteilen,
ein ewig prediger ampt gedǎcht ze schicken und ze stifften an die pfruͦnd, die mann nempt sant PeterPersona: , sant PǎulsPersona: und sant AndreasPersona: , der heiligen zwoͤlffpotten, pfruͦnd2 in der gemelten unser lu̍tkirchen zuͦ WinterthurLuogo: , die der wirdig her Aßmus StuckliPersona: , priester, von uns verlechnott, diser zitt mitt tru̍wlicher verseh inne und soͤlich nachvolgend gestifft prediger ampt mit emsigem vlyß zuͦ volkomner bestentlicheit angehept und das mitt erlicher stu̍r ettlicher siner buͤcher zuͦ soͤlichem gottzdienst fu̍rderlich begǎbet hǎt.
Und ist dis lobliche
stifftung fu̍rgenomen mitt der bescheidenheit, das fu̍rohin ewigklich ein schultheis und rǎt zuͦ WinterthurLuogo: Organizzazione: die gemelten pfruͦnd mit dem predigerampt, als dick und das nottdurfftig wirt, verlihen, besetzen und versorgen soͤllen mit einem erbern, fromen und wolgelerten priester, der ein doctor in der heiligen geschrifft oder sunst ein gelērter priester3, hiertzuͦ togenlich, eins guͦtten lebens und lu̍mbdens sye, der das gottzwort redlich, nuttzlich und besserlich ussprechen und predigen koͤnne und moͤge, und soͤllen dis lihen thuͦn fu̍rderlichost und sy moͤgen ein
soͤlichen ervinden und das uns und unser nachkomen der artickel, in der tottattz der pfruͦnd der lehenschafft halb begriffen, hieran keinen abpruch niemer bringen noch gebaͤren sol. Doch sol die pfruͦnd mitt meßhaben, singen und lēsen die selben zitt, biß die also mit einem
pfruͦnder versēhen und der selbig daruff investiert wirt, verlechnet, durch ein erbern priester, damitt der gottzdienst nitt gemindret, versehen werden, onegevērd.
Welhem mann ouch soͤlich pfruͦnd und prediger ampt lihen wil, der sol ouch voran einen eid zuͦ gott und den
heiligen sweren uff dem heiligen ewangelio, das er alle die artickel, stuck und punckten, so in disem brieff begriffen und geschriben sind, getru̍wlich, gentzlich und redlich nach sinem besten bekennen und vermu̍gen leisten und halten woͤll, on allgevērd. Welher aber das nit thuͦn noch
verheissen woͤlt, dem selben sol mann dis pfruͦnd und predigerampt ye nit bevelhen noch verlihen.
Den selben priester, dem wir oder unser nachkomen dis pfruͦnd und prediger ampt also verlihen, als yetz ist bescheiden, soͤllen wir ye eym byschoff von CostentzLuogo: mitt unserm
brieff antwurten und presentiern, in hieruff ze investiern und zebestaͤttigen.
Der selb priester und prediger, der also dartzuͦ erwelt und bestaͤttigott wirt, sol dannenthin das gottzwort in unser lu̍tkirchen Sant LǎrentzenPersona: zuͦ WinterthurLuogo: predigen alle suntagDurata ripetuta: 1 settimana,
alle zwoͤlffpottentagData: festività religiose und all gepannen virtagData: festività religiose zuͦ einem mǎl nach dem ymbis und den gantzen adventalle tagDurata ripetuta: 1 giorno und in der vasten dryQuantità: 3 wērchtag allwuͦchenDurata ripetuta: 1 settimana oder, ob es eym rǎtOrganizzazione: gefellig ist, besunder die ledtsten zwowuͦchenPeriodo: 2 settimane, in der vasten all werchtag,
an dem morgenPeriodo: la mattina nach der fruͤyenmeß.4 Wenn ouch die kilch verschlagen ist, also das man nit offenlich singt, so sol er dieselben zitt, als lang das interdict wērot, in yeder wuͦchenDurata ripetuta: 1 settimana dryQuantità: 3 werchtag ouch predigen, wenn es allerfuͦgklichost ist, es waͤrint dann sovil
virtagenData: festività religiose in der selben wuchenPeriodo: 1 settimana, an den er sunst oder one das predigen muͤst, so waͤri er die werchtag nit schuldig zuͦ predigen, er woͤlt es dann gern thuͦn und das selbig predigen.5 Alles sol er redlich und getru̍wlich thuͦn und sagen usser der geschrifft, gelērten namhafften und glǒphafftigen lerer lere und geschrifften nach sinem besten bekennen und verstēntniß und sol das gottzwort besserlich und nuttzlich ußsprēchen, keinen haß an der cantzel bruchen, nieman schelten, offembarlich nemen noch leidsamen und nichtz unwonlichs, dann da durch das gmein volck beßrung empfachen mag, sagen, es geschēch dann mit eins schultheis und rǎtzOrganizzazione: wissen und willen umb mercklicher ursach willen, ongevērd. Wenn aber oder als dick ein kilcherr oder ein andrer an siner statt an den
vorgenanten tagen, ziten und stunden selber predigen wil, so sol im ein prediger alltzit wichen und in predigen laussen. Doch sol ein kircherr oder ein andrer an siner statt, der dann predigen woͤlt, eym prediger das allweg ein tagPeriodo: 1 giorno vorhin verku̍nden, sich darnach
wissen zehalten, und denn so ist ein prediger desselben tags nit gebunden zepredigen, er woͤlt es dann von gnaden und von andǎcht gern thuͦn uff den abentPeriodo: la sera oder wenn es allerfuͤgklichost weri.
Dartzuͦ sol ouch derselb prediger entzwu̍schen eym kilcherrn, der
pfaffheit der kilchen, eym schultheis und rǎtOrganizzazione: und dem volck gemeinlich mit einanderen zuͦ WinterthurLuogo: kein unfrid, krieg und uneinikeit in keinen weg nit schaffen, stifften noch fuͤgen,6 sunder sich unparthyg halten und uneinikeit mit siner ler und hilff helfen
niderlegen und wenden nach sinem besten vermoͤgen, on allgevērd. Und sol ouch ein kilcherrn und die capplǎn daselbst zuͦ WinterthurLuogo: an iren rechten, nu̍ttzen und gewonheiten, es sye an opfer, jarziten, selgraͤten, zehenden oder anderley recht, nit hindern, irren, beschēdigen noch gevarlichen schelten noch leidsamen, weder mit worten noch wercken, in dehein wiß, besunder sy nit irren an geistlichem ampt, und das volk getru̍wlich daruf wisen mit allem vlyß, das sy eym kilcherrn und den pfruͦnden ire recht gentzlich geben
und bezalen, onegevērd.7
Wann ouch ein prediger nit zuͦ vigilyen und u̍ber die greber zegǒn presentz, so ist man im von der presentz nicht schuldig ze geben. Ein kilcherr und capplǎn soͤllen ouch einen prediger zuͦ soͤlichem, ouch zuͦ meti zegǒn, die lu̍t mit dem
sacrament zeversehen noch die lichen ze grab zeholen nit trengen noch triben, es weri dann, das mann kein anderen moͤcht gehaben, so soͤlt er sy die zitt versehen nach sinem vermoͤgen, on allgevērd. Was ouch eym prediger siner gedachten pfruͦnd und prediger ampt
halb in vorgeruͤrter wiß von opfer, zehenden und anderm zuͦgehoͤrdt, daby soͤllen in ein kilcherr und capplǎn zuͦ WinterthurLuogo: ouch getru̍wlich beliben laussen, als dann das billich und von alterherkomen ist, und soͤllen in ouch nit gevarlichen schelten noch gen
nieman laidsamen in keinen weg. Es sol ouch ein yeder prediger alle wuͦchenDurata ripetuta: 1 settimana in einer meß, wenn im das allerfuͦgklichost ist, nemen und haben ein collect durch der gemelten pfruͦnd stiffter und aller der willen, so ir stu̍r, hilff, rǎt und fu̍rdernu̍ß an dis prediger
ampt geben und gethǒn haben und fu̍ro tuͦnd. Und sol ouch sunst in anderm gebaͤtt und besunder in allen predigen voran der selben stiffter, ouch eins kilcherrn, eins schultheis und rǎtzOrganizzazione: , der gemelten her Johansen WibelsPersona: , Ruͦdolff BruchlisPersona: und siner elichen hußfrowen, her Aßmus StucklisPersona: , ouch aller der, so ir stu̍r und hilff diser stifftung mitt gereichet haben, gedencken und dem gmeinen volck fu̍r unns und sy zuͦ pitten tru̍wlich bevelhen.
Wenn ouch oder als dick das geschēch, das der selb prediger von offenbarer liplicher kranckheit oder von andrer redlicher und eehaffter not oder sachen wegen an den vorgenanten tagen und ziten ettwenn nit gepredigen moͤcht, so sol er eym schultheis und rǎt zuͦ WinterthurLuogo: Organizzazione: zuͦ verstend geben, durch was ursach er nit
predigen koͤnd, und dann mitt ir wissen ein anderen erberen priester, der das gottzwort die selben zitt fu̍r in tuͤg, bestellen, ongeverd. Waͤri aber, das der selb prediger in ein soͤlichen stǎt oder ewig kranckheit viel, das er dem prediger ampt ein jǎrPeriodo: 1 anno oder mēr
oder untz an sinen tod nit gnuͦg oder vorgesin moͤcht, so sol ein schultheis und rǎt zuͦ WinterthurLuogo: Organizzazione: mit wissen eins predigers ein anderen bestellen, den man gehaben mag, der das gottzwort die selben zitt, als lang das waͤrot, fu̍r ein prediger thuͤ und volbring, redlich und ordenlich, ongevērd. Umb die selben sin arbeit sol man im dann geben von der obgenanten pfruͦnd und prediger ampt, wes sich ein vicary des byschofflichen hoffs zuͦ CostentzLuogo: darumb erkennt, doch sol man sich die selben zitt von eym verwaͤser eins
predigers in yeder wuͦchenDurata ripetuta: 1 settimana einerQuantità: 1 oder zweyerQuantità: 2 predigen nach dem und dann eins predigers kranckheit oder ursach ist, damit er in desterbaß gehalten moͤg, benuͤgen lǎussen und da durch eym prediger nach heischung sins lips narung und nottdurfftikeit nit zenǎch griffen
werd und nit gebresten hab, ungevarlich, und doch ouch das vorgenant prediger ampt gēntzlich nit nidergelegt werd. Wenn aber das beschēch, das der vorgenant prediger on redlich sach oder not von eigner hinlaͤssigkeit, versumpniß oder schuld dehein predige
versumpti und unversehen, als vorstǎt, underwegen ließ, als dick sol man im fu̍r yeglich versumpti predige vier schilling haller Zu̍richer werungValuta: 4 scellini di Zurigo an der gu̍lt des prediger amptz abziechen und die glichlichen teilen under die armen siechen kinder in unßerm spitǎl zuͦ
WinterthurLuogo:
Organizzazione:
. Es wäri dann, das ein prediger eym schultheis und rǎtOrganizzazione: redlich ursach erscheinti, das er soͤlichs nit hett koͤnnen volbringen, als dann sol er ungestrǎfft beliben.8
Beschēch ouch das, das der genant prediger in ein boͤßwort oder in einen swǎrlichen offembǎrlichen lu̍mbden viel oder wie er sunst zuͦ disem prediger ampt von verlaussenheit sins lebens oder von boͤsem vorbild nit fuͦgklich wurd und wir soͤlichs mit wǎrhafftiger offembarer kuntschafft eym vicari des hoffs zuͦ CostentzLuogo: fu̍rbringen moͤchten, so sol er von
der pfruͦnd und prediger ampt unvertzogenlich wichen und gēntzlich davon stǒn, on allwiderred, also das er die pfruͦnd verwaͤchßlen sol mit einem andern, der dem rǎtOrganizzazione: daselbst fuͦgklich und genaͤm, guͦttz lu̍mbdens und lebens, ouch in vorgeruͤrter wiß gelert sig und dem
predigerampt mu̍g gnuͦg sin und das recht und redlich versehen in der wiß, als davor in disem brieff begriffen und bescheiden ist, on allgevērd. Tätt er aber das nitt in jǎrs fristPeriodo: 1 anno, darnach so sol die obgenant pfruͦnd und predigerampt on all hinderniß und widerred schlechtiklich und gēntzlich von im ledig und loß sin, also das in ein byschoff von CostentzLuogo: oder sin vicary an siner statt uff vorberuͤrt kuntschafft, so die gnuͦgsamklich fu̍rbracht wirt, umb sin verschulden absetzen und ein schultheis und rǎt zuͦ WinterthurLuogo: Organizzazione: die selben pfruͦnd und prediger
ampt anderwert so fu̍rderlichost und sy moͤgen uff meinung, wie vorstǎt, verlihen und besetzen moͤgen und soͤllen, von mēnglichem ungesumpt und ungeirt, alle gevērd und arglist hierin gantz usgeschlossen.9
Und des allen zuͦ warem, staͤtem und ewigem urkund,
so haben wir obgenanten Josuwe HettlingerPersona: , schultheis, Hanns RamspergPersona: , Hermann BruggmeisterPersona: , Hanns HeginerPersona: , Hans MeyerPersona: , Hanns VoͤtzerPersona: , Waͤlti RoßneggerPersona: , Conrat GißlerPersona: , Hanns BoͤniPersona: , Barthlome StuckliPersona: , Heini SultzerPersona: , Hanns WinmanPersona: und Hans RuckstuͦlPersona: ,
der rǎt zuͦ WinterthurLuogo: Organizzazione: , unsers rǎtzOrganizzazione: insigel fu̍r uns und unser nachkomen offenlich lǎussen hēncken an disen brieff. Dartzuͦ hab ich, obgenanter Petrus KeyserPersona: , kilcherr zuͦ WinterthurLuogo: , wonn dis alles mit minem gunst, wissen und zuͦthuͦn beschēchen ist, min eigen
insigel ouch offenlich thuͦn hēncken an disen brieff, der geben ist an dornstag vor dem sunntag oculi in der vasten, nach Cristi gepu̍rt gezalt viertzehenhundert sibentzig und in dem fu̍nfften jǎre.Data di origine: 23.2.1475
[fol. v]Interruzione di pagina
[Nota dorsale sul verso da una mano del secolo XVIII:]
Stifftungs brief des prediger amts bey der StAbbreviazione PeterPersona: und PaulsPersona: Organizzazione: pfrund
in der kirchen zuͦ WinterthurLuogo: , 23. febAbbreviazione anno 1475Data: 23.2.1475, samt angefügter bischöflicher
confirmation von ConstanzLuogo: , dtoAbbreviazione

Annotatione

    1. Zur Bücherstiftung des Johannes WibelPersona: vgl. Gamper 2020, S. 60-64; Gamper/Niederhäuser 2011, S. 149-151; Illi 1993, S. 129 mit Anm. 592; Hauser 1918, S. 10-17. Zur Ausstattung der Prädikaturen mit Büchern vgl. Neidiger 2011, S. 281-282.
    2. Diese Pfründe war am 13. Juli 1420 von Adelheid von EberhartswilPersona: gestiftet worden (SSRQ ZH NF I/2/1, Nr. 54).
    3. Am 27. Oktober 1497 präzisierten Schultheiss und Rat von WinterthurLuogo: Organizzazione: die Anforderung der Gelehrsamkeit: «ein meister der siben frigen ku̍nsten» (STAW URK 1800/1). Zur wissenschaftlichen Ausbildung der Prädikanten vgl. Neidiger 2011, S. 284-292.
    4. 1497 ergänzten Schultheiss und RatOrganizzazione: diese Bestimmung, dass der Prädikant «in der vasten den passion in unnser kilchen ze predien» habe, wenn man es ihm einen Monat vorher ankündigen würde (STAW URK 1800/1).
    5. Lengwiler 1955, S. 31-32, ermittelt eine Anzahl von rund 135 Predigten, die der Prädikant in WinterthurLuogo: jährlich zu halten hatte.
    6. Am 16. Dezember 1485 versöhnten der WinterthurerLuogo: RatOrganizzazione: und die Kapläne den Prädikanten Lukas WüstPersona: mit dem Rektor. Wüst hatte sich beklagt, dass dieser ihn durch den Vorwurf, er stifte Streit zwischen ihm und den Kaplänen, verunglimpft habe (STAW B 2/5, S. 159).
    7. Die Bestimmung, dass durch die Prädikatur die Rechte und Einkünfte der Pfarrei nicht beeinträchtigt werden sollten, begegnet regelmässig in den Stiftungsurkunden, vgl. Neidiger 2011, S. 268-272.
    8. Im Pflichtenkatalog von 1497 fehlt der Passus über die bei Säumigkeit fälligen Bussen (STAW URK 1800/1).
    9. So kündigten Schultheiss und Rat von WinterthurLuogo: Organizzazione: am 4. Dezember 1488 dem Prädikanten Lukas WüstPersona: auf Jahresfrist die Pfründe «von sins unordenlich wesens wegen». WüstPersona: wollte dagegen den Rechtsweg beschreiten (STAW B 2/5, S. 335). Auf Androhung, bei Fehlverhalten mit ihm nach den Bestimmungen der Stiftungsurkunde zu verfahren, bot er im Oktober 1495 einen Pfründentausch an (STAW B 2/5, S. 555). Die ihm nachgesagte Liaison mit einer verheirateten Frau bestritt er. Im Dezember des Jahres ging die Obrigkeit auf seinen Vorschlag ein, sich innerhalb von zwei Jahren um einen würdigen Nachfolger zu bemühen und sich einstweilen durch einen Priester vertreten zu lassen. Dafür sollte man ihm pro Jahr 30 Gulden von den Einkünften der Pfründe auszahlen (STAW B 2/5, S. 558-559). Darüber hinaus stattete man ihn mit einem Empfehlungsschreiben für die Universität aus (STAW B 2/5, S. 561). Zum Fall WüstPersona: vgl. Ziegler 1900, S. 69-72. In den Bestimmungen von 1497 ist denn auch die sofortige Entfernung eines untragbar gewordenen Prädikanten aus seinem Amt durch den Bischof von KonstanzLuogo: oder seinen Generalvikar vorgesehen (STAW URK 1800/1).