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SSRQ ZH NF II/3 95-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, da Rainer Hugener

Citazione: SSRQ ZH NF II/3 95-1

Licenza: CC BY-NC-SA

Bittschreiben der Gemeinde Hegnau betreffend Eröffnung einer Weinschänke

1640 gennaio 24.

Der Vogt von Greifensee, Hans Konrad Bodmer, schreibt an Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich, dass Felix Gul und Heinrich Ochsner vor ihm erschienen seien, um im Namen der gesamten Gemeinde Hegnau um die Eröffnung einer Weinschänke zu bitten. Weil Hegnau eine grosse Gemeinde mit vielen Haushaltungen sei, aber niemand bei ihnen das Recht habe, öffentlich Wein auszuschenken, und man für Kranke, Kindbetterinnen, Reisende und bei sonstigen Gelegenheiten Wein benötige, bittet die Gemeinde darum, einen von ihnen bestimmen zu dürfen, der Wein ausschenken darf.

  • Collocazione: StAZH A 123.4, Nr. 152
  • Data di origine: 1640 gennaio 24
  • Tradizione: Original (Doppelblatt)
  • Supporto alla scrittura: Papier
  • Formato l × a (cm): 21.5 × 34.0
  • 1 sigillo:
    1. Hans Konrad BodmerPersona: , sigillo sotto carta, rotonda, aderente, frammentario
  • Lingua: tedesco

Das Ausschenken von Wein war in der Frühen Neuzeit streng reglementiert. Die sogenannten ehaften Tavernen oder Gasthäuser verfügten über eine von der Obrigkeit verliehene Konzession zur Verpflegung und Beherberung von Gästen. Die Wirte erhielten das Tavernenrecht gegen eine einmalige Gebühr sowie einen jährlichen Zins verliehen und waren dazu verpflichtet, Gäste mit Speise und Trank zu versorgen (HLS, Ehaften; HLS, Gasthäuser). Davon unterschieden sich die Weinschenken oder Zapfenwirtschaften, die geringere Mengen von Wein ausschenken, jedoch keine Gäste verpflegen oder beherbergen durften. Daneben existierte eine Vielzahl sogenannter Winkelwirtschaften, deren Besitzer Wein ausschenkten, ohne über eine Konzession zu verfügen, was die Obrigkeit nicht nur aus sittlichen, sondern auch aus fiskalischen Gründen zu unterbinden versuchte. So legte der Zürcher RatOrganizzazione: für die Herrschaft GreifenseeLuogo: im Jahr 1708 fest, dass sämtliche Winkelwirtschaften geschlossen werden müssen (SSRQ ZH NF II/3 105-1).

Dass dem Wein indessen eine wichtige, ja geradezu lebensnotwendige Funktion zugesprochen wurde, geht aus dem vorliegenden Stück hervor, indem die Gemeinde neben der Verpflegung von Reisenden auch mit der Versorgung von Kranken und Kindbetterinnen argumentierte. Der Zürcher RatOrganizzazione: folgte dieser Argumentation jedoch nicht, wie ein Vermerk auf dem Rücken des Stücks belegt («Sy sind solch ires begehrens abgewißen»). Auch in den Ratsmanualen wurde unter dem 1. Februar 1640 vermerkt, dass das Begehren abgelehnt worden sei; wer Wein benötige, könne diesen wie bisher in einem der umliegenden Orte beschaffen (StAZH B II 431, S. 15-16).

Testo editionale

Hoch geachte, wol edle, gestrenge, fromme, veste, ehrn veste, fürsichtige, fürnemme und wyße herr burgermeister, gnedig, günstig, hochehrend herren, dennen seige myn underthenig, guͦtwillig dienst sampt schuldiger pflicht zuͦvor.

Es ist vor mir erschinen Felix GulPersona: und Heinrich OchsnerPersona: innammen einer gantzen ehrsammen gmeind zuͦ HegnauwLuogo: Organizzazione: , myner ampts angehörigen von eüwer gnaden mir vertruwten herschafft, mit anzeigung, wyl der hußhaltungen by innen vil und nit gar ein kleine gmeind seige und niemands by innen offentlich wyn ußzuͦschëncken gwalt habe, und aber auch durch das jar etwa kranckne, item kind betteren, bißwylen auch durch reyßende lüth und sonsten zuͦ fürfallenden glëgenheiten man dess wyns mangelbar und notürfftig, da auch in irem dorff kein würthshuss und eignen wyn in synem huss zuͦhaben nit a–in inCorretto da: in–a jedeße vermögen, mit pit, deßwegen innen zuͦerlauben oder verhülfflich zesyn, daß sy möchtind einen uß irer gmeind erwellen, der offentlich dörffte durch das jar wyn ußschëncken. Doch begërind sy es anderer gstalt nit dan zuͦ rëchter notwëndigkeit.
Diewyl nun diss ir begëren gehörter maßen mich nit unzimlich syn bedunckt, sonderlich wyl es ein zimmlich große gmeind und sy zuͦ fürfallender noturfft den wyn in andern abglëgnen orten mit unglëgenheit holen müßnd, deßwegen ich sy für eüch, myn gnedig, hochehrend herren, gwißen, diss ir begeren underthenig fürzuͦbringen und anzuͦhalten, ob vilicht von eüwer gnadenNell'originale: e gn innen vergünstiget werden möchte, das sy, glych wie die gmeind zuͦ NënickenLuogo: Organizzazione: und ander gmeinden mehr, auch also einen in irer gmeind HegnauwLuogo: Organizzazione: haben möchtind, der offentlich mit gebürender bscheidenheit zuͦ rechter notwëndigkeit dörffte durchs jar wyn ussschëncken. Umm diss dan gemelte gmeind HegnauwLuogo: Organizzazione: eüwer gnadenNell'originale: e gn gantz underthenig und pitlich ersuͦcht, innen in dißem irem begeren zewilfahren, weliches sy jederzyth schuldiger gebür und undertheniger ghor[p. 2]Interruzione di paginasamme umm eüwer gnadenNell'originale: e gn danckbarlich zuͦerkënnen anerbietig.
Hiemit mich in eüwer gnadenNell'originale: e gn gunsten b–und undCorretto da: und–b uns samptlich göttlicher allmacht, schutz und schirm trüwlich befehlende, datum 24ten januarii anno 1640Data di origine: 24.1.1640 ().

Eüwer gnadenNell'originale: E gn undertheniger burger, Hans Conradt BodmerPersona: , vogt zuͦ GryffenseeLuogo: .

[p. 3]Interruzione di pagina [p. 4]Interruzione di pagina
[Inscriptio sul verso:] Den hochgeachten, wol edlen, gestrengen, frommen, vesten, ehrnvesten, fürsichtigen, fürnemmen und wysen herrn, herrn burgermeister und rath der stat ZürichLuogo: Organizzazione: , mynen hocheh[r]Completato per analogiacenden, gnedigen, lieben herren.
[Nota dorsale sul verso da una mano del secolo XVII:] Vogt zuͦ GryffenseeLuogo: , 24ten januarii anno etcAbbreviazioneLettura incertad 40Data di origine: 24.1.1640 ()
[Nota dorsale sul verso da una mano del secolo XVII:] IntercessionCorrezione da una mano più recente sovrascritto, sostituisce: dierte für die gmeind HegnauwLuogo: Organizzazione: , inen ein tafernenLettura incertaf oder sonsten wyn vom zapfen zuͦ schencken, ze verwilligen, 1640Data di origine: 1.1.1640 – 31.12.1640Aggiunta all’altezza della riga da un’altra manog. h–Sy sind solch ires begehrens abgewißen.Soppressione da una mano più recente–h

Annotatione

  1. Corretto da: in.
  2. Corretto da: und.
  3. Completato per analogia.
  4. Lettura incerta.
  5. Correzione da una mano più recente sovrascritto, sostituisce: diert.
  6. Lettura incerta.
  7. Aggiunta all’altezza della riga da un’altra mano.
  8. Soppressione da una mano più recente.