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SSRQ ZH NF II/11 147-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, da Ariane Huber Hernández e Michael Nadig

Citazione: SSRQ ZH NF II/11 147-1

Licenza: CC BY-NC-SA

Kauf der Hubengerechtigkeiten durch die Gemeinde Höngg zur Behebung der Streitigkeiten derselben mit den Hubeninhabern

1704 novembre 28.

Um die Streitigkeiten zwischen der Gemeinde Höngg und den Hubern zu beheben, empfehlen Beat Holzhalb und Johann Konrad Heidegger, die Obervögte von Höngg, der Gemeinde den Ankauf der Hubgerechtigkeiten. Die Mehrheit der Huber verkauft daraufhin der Gemeinde ihre Huben. Ein Teil der Huber widersetzt sich jedoch. Weil sie zudem sechs Mannwerk Wiese auf dem Tregelriet ohne Erlaubnis des Grossmünsterstifts verkaufen, das sich daraufhin beschwert, kommt die Sache vor den Zürcher Rat. Dieser ordnet einen Ratsausschuss ab, der zwischen den Hubern Ratsherr Johann Heinrich Escher, Schultheiss Johann Rudolf Escher, Jaggel Appenzeller, Heinrich, Hans Heinrich Notz, alt Gesellenwirt Heinrich Wehrli und Hofmeier Hans Jakob Meyer sowie den Gemeindevertretern Untervogt Hans Rudolf Appenzeller, alt Säckelmeister Rudolf Rieder, Säckelmeister Hans Ulrich Vogler, Felix Appenzeller im Hard, Kleinrudi Appenzeller und Jaggel Schmid, alle Geschworene, vermittelt. Die Ratsabgeordneten erlauben den Verkauf im Tregelriet und heissen den Vorschlag der Obervögte gut. Die Huber sollen in Zukunft wie andere Gemeindegenossen Anteil an Holz und Feld, Wunn und Weide haben, aber keinerlei Ansprüche mehr an die Hubgerechtigkeiten. Die Gemeinde Höngg übernimmt vier Hubgerechtigkeiten mitsamt den darauf liegenden Grundlasten; die übrigen zwölf Gerechtigkeiten kauft sie um 20 Gulden für eine ganze oder 10 Gulden für eine halbe Hube, insgesamt um 240 Gulden. Die Obervögte siegeln.

  • Collocazione: StArZH VI.HG.A.5.:72
  • Data di origine: 1704 novembre 28
  • Tradizione: Original, Heft (6 Blätter)
  • Supporto alla scrittura: Papier
  • Formato l × a (cm): 20.5 × 33.0
  • 2 sigilli:
    1. Beat HolzhalbPersona: , sigillo sotto carta, rotonda, aderente, ben conservato
    2. Johann Konrad HeideggerPersona: , sigillo sotto carta, rotonda, aderente, ben conservato
  • Lingua: tedesco
  • Scriba: Heinrich Holtzhalb, Landschreiber von Höngg

Der Gegensatz zwischen den Hubern und der übrigen Gemeinde von HönggLuogo: bestand mindestens seit 1519, als zwischen diesen beiden Parteien ein Vertrag über den Ertrag von Wald und Weide abgeschlossen wurde, der im vorliegenden Stück auch Erwähnung findet (StAZH G I 1, Nr. 66 und Nr. 67); weitere Konflikte bestanden beispielsweise 1561 (StArZH VI.HG.A.1.:8) und im ebenfalls hier genannten Jahr 1662 (StArZH VI.HG.A.3.:17). Zudem enthielten auch die Dorfordnungen Bestimmungen zum Verhältnis der Huber und der Gemeinde (1576: SSRQ ZH NF II/11 90-1; 1610: StArZH VI.HG.A.1.:1, S. 15-21, Edition: Stutz, Rechtsquellen, Nr. 19, S. 64-66).

Nachdem am 6. Juli 1682 die Gemeinde HönggLuogo: Organizzazione: dem GrossmünsterOrganizzazione: bereits seinen Anteil am kleinen Zehnten abgekauft hatte (SSRQ ZH NF II/11 139-1), erlosch vermutlich mit der Aufhebung der Huberrechte auch das Hofmeieramt und das Maiengericht von HönggLuogo: endgültig; den Meierhof hatte das GrossmünsterstiftOrganizzazione: bereits 1688 verkauft (vgl. SSRQ ZH NF II/11 95-1; Stutz, Rechtsquellen, S. 44, Anm. 1; Sibler 2001, S. 63-66).

Testo editionale


Khundt und zuwüßen seye
mennigklichem offenbahr mit dißem
brieff: Nach deme zwüschendt einer ehrsammen
gmeind HönggLuogo: Organizzazione: an einem, danne den huͦberen
zuͦ bemeltem HönggLuogo: zesambt einer ehrwürdigen
stifft bey dem Großen MünsterOrganizzazione: , welche denselbigen
beystendig geweßen, an dem anderen theil, bereiths von einer großen anzahl jahren dahero ernsthaffter streith und span sich erhebt von wegen nuͦtzung und gebrauchs sowol der gemeind- als gedachter hueberen holtzes und weiden, und obwolen ihre allerseiths gnedige herren und oberen,
herr burgermeister und rath der statt ZürichLuogo: Organizzazione: , von
zeith zu zeith durch ansehenliche außschüß und verordnungen auß ihrem ehren mittel, sonderlich aber
von annis 1519Data: 1519,1 1662Data: 16622 und 1690Data: 1690, ernstlich sich angelegen sein laßen und gesucht, wie angeregte partheyen in ihren gegen einanderen gehabten mißverstendtnußen in der freündtlichkeit vereint und
betragen werden möchten, ist jedoch, ungeachtet
der von bemelten jahren hochoberkeithlich ratificiert
und bestetheten verkommnußen und hierumbe aufge[p. 2]Interruzione di paginarichteter brieff und siglen, alles unverfengklich
gewesen.
Ja, es sind seidtharo je mehr und
mehr starcke verbitterungen under den partheyen
und sehr kostbahre rechtshändel darauß entstanden,
also daß entlich die wolgeachten, woledle, veste,
fromme, fürnemme, fürsichtige und wolweiße herren,
herr zunfftmeister Beat HoltzhalbPersona: und herr zunfftmeister JohJohann Conradt HeideggerPersona: , beid des raths gedachter statt ZürichLuogo: und geweßte landtvögt der graffschafft KyburgLuogo: , der zeith wol verordnete obervögt zu
HönggLuogo: , genöthiget worden, dißen vertriesslichen weithlauffigkeiten auß obligenden pflichten eine abhilffliche maß außzufinden. Zu dem end hin under allen hierzu vorgekehrten mitlen dißes für das heilsambste angesehen und ermessen, wann under den
partheyen ein gentzlicher außkauff vermittlet und
zuwegen gebracht wurde, gestalten dann der beste
theil von den interessierten hueberen sich anerbotten,
für ihre habende gantze und halbe huob gerechtigkeiten einen außkauff anzunemmen und selbige der
gemeind gegen bezahlung zwentzig guldinValuta: 20 fiorini für eine
gantze und zehen guldinValuta: 10 fiorini für eine halbe huob
für eigenthummlich zuüberlaßen. Wie dann die [p. 3]Interruzione di pagina
gemeind auf solchen fuß die meisten von solchen
huoben mit vorwüßen und einwilligen ehrengedachter herren obervögten würcklich an sich erkaufft.

Deme aber die übrige hueber sich hefftig widersetzt
und an ihren habenden brieff und siglen sich zuhalten vermeint, zu deme geschlagen, daß kurtz
zuvor eben diße huebere, die ihnen lauth bemelten vertrag-briefs von anno 1662Data: 1662 zu ihrem eigenthummlichen
gebrauch und nutzen überlaßene und außgemarchete
sechs mannwerch wißenMisura dell'area: 6 mannwerk prato auf dem so genanten TregelriedtLuogo: auf der allment unter ihnen selbs, ohne vorwüßen eines ehrwürdigen stifts (so sich hierab beschwehrt), umb dreyhundert fünffzig guldinValuta: 350 fiorini verkaufft, verstucket und vertheilt, also hiemit diße
und andere beyfellige mißverstendtnuße weder dingen für hochgedacht ihre allerseiths gnedige herren
und oberen, burgermeister und rath der statt richLuogo: Organizzazione: , gewachsen, welche dann auß ihrem ehren mittel
zu mehrerer untersuch- und völliger beylegung dißes
lang gedaurten streiths nebendt obehren ermeldten herren
obervögten zu HönggLuogo: verordnet die hochgeachte, woledle, gestrenge, fromme, veste, fürnemme, fürsichtige,
hoch und wolweiße herren, herr oberst feld haubt[p. 4]Interruzione di paginaman JohJohann Ludwig WerdmüllerPersona: , statthalter und pfleger eines ehrwürdigen stiffts, herren Salomon HirtzelPersona: ,
gewesnen statthaubtman und landtvogt der graffschafft ThurgoüwLuogo: und dermahligen obman gemeiner
der statt clösteren, herren statthaubtman JohJohann Jacob
Eschern
Persona:
, herrn quartierhaubtman JohJohann Jacob LewPersona: , gewesnen landtvogt zu GrüeningenLuogo: und LuccarusLuogo: , und
herrn quartierhaubtman Caspar SpöndliPersona: , alle des
raths mehr ermelter statt ZürichLuogo: .
Da dann vor
denselben spennig gegen einanderen erschinnen jkrAbbreviazione
raths- und stahlherr JohJohann Heinrich EscherPersona: , herr schultheiß JohJohann Rudolff EscherPersona: , Jaggel AppenzellerPersona: ,
HeinrichenPersona: , Hans Heinrich NotzPersona: , Heinrich WeerliPersona: , alt gsellen wirth, und Hans Jacob MeyerPersona: , hofmeyer, allerseiths hueber zu HönggLuogo: , an dem einten, danne
undervogt Hans Rudolff AppenzellerPersona: , alt seckelmeister Rudolff RiederPersona: , seckelmeister Hans Ulrich
Vogler
Persona:
, Felix AppenzellerPersona: im HardLuogo: , Klynrudi
Appenzeller
Persona:
und Jaggel SchmidPersona: , alle geschwohrne,
im nammen und von wegen mehr gedachter gemeind HönggLuogo:
an dem anderen theil.
Und nach deme hierauff
hoch und wol ernante herren verordnete die partheyen
in ihren angelegenheiten der nothurfft nach ange[p. 5]Interruzione di paginahört, haben sie darüberhin nach genugsammer erwegung der sachen beschaffenheit bevorderst obeingeführtem und von den hueberen under sich selbs getroffenem kauff wegen der sechs mannwerch wisenMisura dell'area: 6 mannwerk prato
im TregelriedtLuogo: den ungehinderten forthgang gelaßen.
Demnach, weilen sich herfür gethan, daß derjennige von den herren obervögten in an sich erkauffung der huoben gerechtigkeiten von seithen der gemeind
gethane vorschlag zu endtlicher berühigung der partheyen das allerdiensambste were, haben sie solchen
in der meinung gebillichet und gut geheißen, daß
im übrigen dann die huebere durch solchen außkauff
wie andere gemeindtsgnoßen in holtz und feld, wunn
und weid geachtet und gehalten werden sollen.

Und zwahren hat eine gemeind HönggLuogo: Organizzazione: sich dahin
verstanden, daß sie vierQuantità: 4 hueb-gerechtigkeiten, mit
übernemmung eines maltersMisura del volume: 1 malter avena , drey viertelMisura del volume: 3 quarti avena und
drey vierling habersMisura del volume: 3 quartini avena zusambt einem halben lenderbatzenValuta: 0.5 batzen (worunter aber zwey viertelMisura del volume: 2 quarti avena , drey vierlingMisura del volume: 3 quartini avena und der halbe lenderbatzenValuta: 0.5 batzen für eine gantze dorfsgerechtigkeit begriffen) jehrlichDurata ripetuta: 1 anno dem stifft schenckhoff
zu verzinsen, und also dißere grundts beschwehrden auf [p. 6]Interruzione di pagina
ihre, der gemeind, güter verschreiben zulaßen, an sich
erkaufft und hernach folgenden persohnen abgenommen:
Benantlich jkrAbbreviazione rahts- und stahlherr EscherPersona: für eine gantze hueb ein müthMisura del volume: 1 mütt avena , ein viertel haberMisura del volume: 1 quarto avena , herren
schultheiß EscherPersona: für zwey gantze huoben zween
müth haber
Misura del volume: 2 mütt avena
und für eine gantze dorfs gerechtigkeit,
die er der gemeind für eigenthümmlich überlaßet,
zwey viertelMisura del volume: 2 quarti avena , drey vierling haberMisura del volume: 3 quartini avena und den halben
lenderbatzen
Valuta: 0.5 batzen
, und Jacob MeyerPersona: , hoffmeyern, auch für
eine gantze huob ein müth haberMisura del volume: 1 mütt avena .

Die zwölffQuantità: 12 übrigen huob-gerechtigkeiten aber hat
sie, die gemeind, mit zweyhundertvierzig guldin guter der statt ZürichLuogo: müntz und wehrungValuta: 240 fiorini di Zurigo kaüfflich ansich gebracht, so hernachfolgenden persohnen an obernanter
wehrung pahr gut gemachet und bezahlet worden.
[p. 7]Interruzione di pagina
Namlich herren ambtman BrunnerPersona: umb eine gantze hueb zwentzig guldinValuta: 20 fiorini
MrAbbreviazione Salomon PeyerPersona: , dem schmid, umb ein gantze zwentzig guldinValuta: 20 fiorini
Jaggli AppenzellerPersona: , geschwohrnem, umb ein halbe zehen guldinValuta: 10 fiorini
Jacob AppenzellerPersona: , strumpfweber, umb ein gantze zwentzig guldinValuta: 20 fiorini
CasparPersona: und Jacob AppenzellerPersona: umb ein gantze zwentzig guldinValuta: 20 fiorini
HanßPersona: und Hanß Marthi FreitagPersona: umb ein gantze zwentzig guldinValuta: 20 fiorini
Heinrich WeißPersona: umb ein halbe zwentzig guldin3Valuta: 20 fiorini
Salomon GroßmanPersona: , HeinrichPersona: und Jagli NötzliPersona: umb eine gantze zwentzig guldinValuta: 20 fiorini
Rudi AppenzellerPersona: , SusannaPersona: sohn, umb ein halbe zehen guldinValuta: 10 fiorini
HeinrichPersona: und Felix AppenzellerPersona: umb ein halbe zehen guldinValuta: 10 fiorini
MrAbbreviazione Rudolf RiederPersona: , blatmacher, umb ein halbe zehen guldinValuta: 10 fiorini
Heinrich NötzliPersona: , mößer, umb ein halbe zehen guldinValuta: 20 fiorini
Jaggli BurriPersona: , binniLettura incertaa, umb ein halbe zehen guldinValuta: 10 fiorini
Felix FreitagPersona: , kämifeger, umb ein halbe zehen guldinValuta: 10 fiorini
Jacob ZweifelPersona: umb ein halbe zehen guldinValuta: 10 fiorini
Hans Heinrich NotzPersona: umb ein halbe zehen guldinValuta: 10 fiorini
Heinrich LaubiPersona: umb ein halbe zehen guldinValuta: 10 fiorini
Henrich WehrliPersona: , alt gsellenwirth, umb ein halbe zehen guldinValuta: 10 fiorini

Also daß hiemit obernante huebere für sich und
ihre erben ihrer fehrneren ansprach an ihre inngehabte hueben gerechtigkeiten (weilen sie von
der gemeind in bester formb außgericht, vernüegt
und bezahlt worden sind) sich gentzlich und überal
entziehn und begeben, und jergegen der gemeind
disere hueber-nutzung und gebrauch freyer, lediger dingen, nach belieben, damit gleich als mit
anderen ihren gemeind güteren zuverfahren, zustellen und übergeben, von ihnen, den hue[p. 8]Interruzione di paginaberen, ihre erben und sonst mennigklichem gantz
ungesaumbt und ungehinderet.

Die biß dahin in wehrendem dißem handel ergangene kösten dannethin belangende, solle selbige jede parthey an sich selbsten haben.

Deße zu wahrem urkhundt haben obehrenernante beide herren obervögt zu HönggLuogo: ihre anerbohrne secret-einsiegel (jedoch ihnen und
ihren erben in allweg ohne schaden) offentlich
getruckt an dißen brieff, so beschehen sambstags,
am acht und zwentzigsten tag wintermonaths, von
der gnadenreichen geburth Christi, unsers lieben
herren und heilandts, gezehlt einthausendt sibenhundert vier jahre
Data di origine: 28.11.1704
.
[Firma:]
Heinrich HoltzhalbPersona: , lschrlandschreiber
zu HönggLuogo: , sstscripsit mppmanu propria
[Nota dorsale sul verso:]
Brieff
umb die von der gemeind HönggLuogo: Organizzazione: kaüfflich an
sich gebrachte hueben-gerechtigkeiten
[Nota dorsale sul verso da una mano del secolo XVIII:] Datiert anno 1704Data: 1704

Annotatione

  1. Lettura incerta.
  1. Dieser Vertrag zwischen den Hubern und der übrigen Gemeinde von HönggLuogo: ist in zwei Abschriften des 17. Jh. (StAZH G I 1, Nr. 66 und StAZH G I 1, Nr. 67) sowie als Eintrag in den Stiftsprotokollen von Hans Jakob FriesPersona: (StAZH G I 32, S. 673-676) überliefert; eine Teiledition findet sich in Stutz, Rechtsquellen, Nr. 5, S. 24-25.
  2. Die Urkunde über den Ratsentscheid vom 13. August 1662 ist erhalten im Gemeindearchiv von HönggLuogo: (StArZH VI.HG.A.3.:17). Das StiftOrganizzazione: bewahrte einen Auszug aus dem Urteil auf (StAZH G I 7, Nr. 75). Stutz hat eine Teiledition nach diesem Auszug angefertigt (Stutz, Rechtsquellen, S. 68, Anm. 3, ab Zeile 33 auf S. 69.).
  3. Der Schreiber hat wohl versehentlich «zwentzig» statt «zehen» geschrieben. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Heinrich WeissPersona: für seine halbe Hube mehr als die anderen erhalten sollte, zumal die Summe dann 250 Gulden betragen würde.