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SSRQ ZH NF II/11 124-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, da Ariane Huber Hernández e Michael Nadig

Citazione: SSRQ ZH NF II/11 124-1

Licenza: CC BY-NC-SA

Entscheid und Weisung Zürcher Ratsabgeordneter in einem Konflikt um Ausführung von Bauarbeiten in Hottingen durch einen nichtzünftigen Tischmacher

1667 gennaio 12.

Zwölf Ratsabgeordnete sollen in einem Konflikt um Arbeiten eines nichtzünftigen Handwerkers zwischen den Zürcher Tischmachermeistern der Zunft zum Roten Adler und Jakob Meyer, Säckelmeister von Hottingen, zur Klärung beitragen. Jakob Meyer verpflichtete für den Neubau seines Hauses, das in der Gemeinde Hottingen innerhalb der Stadtkreuze liegt, einen Tischmacher aus Dübendorf, worauf ihm die Zunft eine Busse auferlegte. Meyer wehrte sich gegen die Busse und appellierte an Bürgermeister und Räte von Zürich. Die Zunftmeister zum Roten Adler und ein Ausschuss der Tischmachermeister sind der Ansicht, Meyer habe gegen ihren Zunftbrief verstossen, gemäss welchem Handwerksarbeiten innerhalb der Stadtkreuze nur durch zunftangehörige Handwerker verrichtet werden dürfen. Jakob Meyer, der von Untervögten und Vertretern der Gemeinden Hottingen, Fluntern, Oberstrass und Unterstrass unterstützt wird, weist darauf hin, dass der Zunftbrief der Tischmacher Rechte aus einer Zeit festhalte, zu der die Bewohner innerhalb der Kreuze noch die Rechte der Stadtbürger genossen hätten. Da diese Rechte aber mittlerweile in Abgang gekommen seien, solle diesen Bewohnern die gleichen Rechte wie den Leuten der Landschaft gewährt werden, so wie Handwerker ohne Bürgerrecht bereits bei anderer Gelegenheit innerhalb der Kreuze Bauarbeiten geleistet hätten. Die Ratsabgeordneten entscheiden auf der Grundlage zweier Ratsurkunden aus den Jahren 1543 und 1661: Meyer hat gegen das Recht der Tischmachermeister verstossen und soll sich mit den Zunftvertretern über die Höhe der Busse einigen. Darüber, welche Handwerke allenfalls in den Gemeinden um die Stadt und innerhalb der Kreuze zu dulden seien, sei zu beratschlagen. Danach soll die Sache zurück an die Räte gewiesen werden. Im Namen der Aussteller siegelt Johann Konrad Grebel.

  • Collocazione: StAZH W I 5.2.19
  • Data di origine: 1667 gennaio 12
  • Tradizione: Original
  • Supporto alla scrittura: Pergament
  • Formato l × a (cm): 59.0 × 24.0 (Plica: 8.0 cm)
  • 1 sigillo:
    1. Johann Konrad GrebelPersona: , cera, rotonda, pendente da una stricia di pergamena, in una scatola di legno
  • Lingua: tedesco
  • Teiledition und Regest
    • QZZG, Bd. 2, Nr. 988

Dass nichtstädtischen Handwerkern bisweilen Arbeiten innerhalb der Kreuze bewilligt worden sind, zeigt etwa der Fall eines Leinenwebers in FlunternLuogo: aus dem Jahr 1665Data: 1565 (SSRQ ZH NF II/11, Nr. 123).

Zu den Rechten und Pflichten der Bewohner innerhalb der Kreuze vgl. SSRQ ZH NF II/11 60-1.

Testo editionale


Wir nachbenënnte, Johann Conrad GrebelPersona: , Heinrich HoltzhalbPersona: , Johann Caspar HirtzelPersona: , all drey statthaltere, Johann Jacob HaabPersona: , seckelmeister, Mathias
Landolt
Persona:
, Hans Uͦlrich UͦlrichPersona: , alter landvogt zuͦ LauwisLuogo: , Marx ËscherPersona: , alter schultheiß deß freyen statt grichts, Hans Leonhard ThommanPersona: , pfleger deß hußes an der SpanweidLuogo: Organizzazione: , Heinrich
Ëscher
Persona:
, statthaubtman, Heinrich WeerdmüllerPersona: , rittmeister, all zëchenQuantità: 10 deß kleinenOrganizzazione: , Hans Heinrich RaanPersona: , alter landvogt a–der grafschafft KyburgLuogo: Variante alternativa in StAZH B V 82, S. 242-245: zu KyburgLuogo: –a, und Caspar HeßPersona: , des grossen raths
der statt ZürichLuogo:
Organizzazione:
, bekennend und thuͦnd khundt hiemit, alß dann Jacob MeyerPersona: , der gmeind HottingenLuogo: Organizzazione: seckelmeister, bey wider-erbauwung synes hußes inn selbiger gmeind, aber
innert den crützen1 gelëgen, die tischmacher-arbeit zuͦverrichten, einen tischmacher von DuͤbendorffLuogo: gebrucht, die herren und meister loblicher zunfft zum Rooten AdlerOrganizzazione: aber inne,
MeyerPersona: , wyln er den meister tischmacherenOrganizzazione: alhie hierdurch yngriff gethaan, nach irer zunfft freyheit darumb abstraaffen, er aber solliches alß eines synes bedunckens allen innert
den crützen seßhafften gmeindtsgenossen beschwerliches ding one feernere rëchtsuͤbung nit beschechen laßen wollen.
Unnd nun daruff disere sach für die hochgeachten, wol edlen,
gestrengen, frommen, vesten, fürnemmen, fürsichtigen und wyßen herrn, burgermeister, klein und groß räth wolermelter statt ZürichLuogo: Organizzazione: , unßere gnedige liebe herren, gewachsen, vor wellichen die herren fürgesezten ermelter loblicher zunfft zum Rooten AdlerOrganizzazione: , sambt einem usschuß von den meisteren tischmacher-handtwercksOrganizzazione: , irer zunfft freyheit
dißes punctens halber ablëßen laßen und begërt, daß mann sy darbey und dem alten harkommen schützen unnd zuͦ dem ende den seckelmeister MeyerPersona: , der darwider
gehandlet, für sy zur abstraaffung wyßen wolle.
Ermelter seckelmeister MeyerPersona: aber, sambt den undervögten und ußschüßen der vierQuantità: 4 gmeinden HottingenLuogo: , FluͦnterenLuogo: ,
Ober-Luogo: und Under StraaßLuogo: , yngewëndt, daß zuͦ der zyth, da die meister tischmachereOrganizzazione: diße ire freyheit erlanget, alle und jede, so innert den crützen gewonnet, der
burgerlichen freyheiten fehig gsyn, wyln aber sidharo dasselbe gantz in abgang kommen, so syge ir bitt, daß innen auch disere beschwerd, an die handtwerckslütt inn der
statt gebunden ze syn, abgenommen unnd sy hierinn glych anderen landtlütten gehalten werden mögind, wie dann die zytharo auch schoon inn uͤbung gewëßen, inn demme
underschidenliche gebaͤüw innert den crützen durch handtwerckslütt, die nit burger sygind, offentlich und one einichen yntrag verrichtet und vollfuͤrt worden.

Habent daruf wolermelt unnser gnedig herren unnß zwölffQuantità: 12 uß irem mitel verordnet mit befelch, beide theill in irer angelëgenheit feerner zeverhören, ire
habende freyheiten, brieff und sigel zuͦerduren und die befindtnus innen wolmeinlich zuͦverstahn zegëben.
Wann nun wir zuͦ sollichem und hüt dato zuͦsammenkommen,
beide partheyen für unnß beruͤfft, sy inn irem wyteren für- und widerbringen, deßglychen auch ire yngelegten schrifften ablëßend, angehört und alles ryfflich
und wol erwogen, habent wir darus und sonderlich uß einem in dem fünffzëchenhundert drey und viertzigisten jahrData di origine: 1.1.1543 – 31.12.1543 vor räth unnd burgerOrganizzazione: ufgerichten brieff2,
wellicher heiter vermag, daß innert den crützen niemand anderem alß denn burgeren ufrichtinen zemachen erlaubt, deßglychen bey dem erst neüwlich luth
urteil vom ein und zwentzigisten tag jenner deß einthußent sechshundert ein und sechßzigisten jarsData di origine: 21.1.1661 () an Heinrich Mellickers, genant Gyger HeinrichPersona: , selnseligen bauw3 obhanden geweßenen fahl, sovil funden, daß, wyln seckelmeister MeyerPersona: inn syner behußung in der gmeind HottingenLuogo: Organizzazione: innert dem crütz einen tischmacher uß der gmeind
DuͤbendorffLuogo:
Organizzazione:
gebrucht, er darmit den alhiesigen meisteren tischmacherenOrganizzazione: inn ire handtwercks freyheiten yngegriffen und also innen buͦßwirdig syge, weßwegen
wir imme beywëßend der undervögten und ußschüßen der vierQuantità: 4 gmeinden diße befindtnus eroffnet und unßere meinung dahin entdeckt, daß er trachte, umb
buͦß und costen mit den herren fürgesezten loblicher zunfft zum Rooten AdlerOrganizzazione: wegen der meister tischmacherenOrganizzazione: abzemachen.
Sovil dann belanget, obe und was
für handtwerck in den nechsten gmeinden umb die statt und innert denn crützen geduldet und gebrucht werden möchtind, soll daßelbe mit nechstem auch
berathschlaget und hernach wider für unnser gnedig herren räth und burgerOrganizzazione: gebracht werden.4
Deßen zuͦ gezügnus und bekräfftigung hab ich, yngangs genannter
Johann Conrad GrebelPersona: , statthalter, inn unnßer aller nammen myn anerborenVariante alternativa in StAZH B V 82, S. 242-245: eigenb insigel (jedoch mir und mynen eerben one schaden) hieran gehënckt.
Beschëchen sambstags,
den zwölfften tag jënner von der geburtt Christi, unßers lieben herren und heilands, gezellt einthußent sechshundert sëchszig unnd siben jahre
Data di origine: 12.1.1667 ()
.
[fol. v]Interruzione di pagina
[Nota dorsale sul verso da una mano del secolo XVIII:]
Brieff wägen
Jacob MeyersPersona: von HottingenLuogo: bey erbawung
seines haußes innert denen crützen
geschëhenen yngeriffen anno 1667Data: 1667.

Annotatione

  1. Variante alternativa in StAZH B V 82, S. 242-245: zu KyburgLuogo: .
  2. Variante alternativa in StAZH B V 82, S. 242-245: eigen.
  1. Zur Bedeutung der Stadtkreuze vgl. SSRQ ZH NF II/11, Nr. 60.
  2. StAZH W I 5.3, fol. 42v-43r.
  3. Damals hatte ein ausserhalb der Kreuze in RiesbachLuogo: wohnender Tischmacher Arbeiten auf Gemeindeboden innerhalb der Kreuze verrichtet. Im Ratsurteil wurde erklärt, die Handwerksgrenzen und Befugnisse würden nur bis an die Stadtkreuze reichen. Gebüsst wurde daraufhin nicht nur der Handwerker, sondern auch sein Auftraggeber (StArZH VI.FL.A.2.:13; Teiledition und Regest: QZZG, Bd. 2, Nr. 950). Zum Kauf von Häusern vor der Stadt durch fremde Handwerker vgl. StArZH VI.FL.A.2.:11.
  4. Zum Schluss eines Ratsentscheids vom 3. Juni 1667Data: 3.6.1667 () betreffend den Bau eines Webgadens innerhalb der Kreuze auf HottingerLuogo: Boden wird ebenfalls festgehalten, es sollte bei nächster Gelegenheit von den RätenOrganizzazione: erläutert werden, wie allgemein mit den Handwerken innerhalb der Kreuze umzugehen sei (StAZH B II 537, S. 133-134). Zu einem Beschluss scheint es, zumindest in diesem Jahr, nicht gekommen zu sein.